Eine neue Sprache finden für den protestantischen Glauben: Das ist laut dem bayerischen Landesbischof Christian Kopp die zentrale Aufgabe für die Christen in der digitalen Moderne. Es gelte, „Worte zu finden für das, was uns berührt, was uns heilig ist“, sagte er laut Redemanuskript beim Festakt des Dekanats Nürnberg zum Reformationstag am Freitagabend (31.Oktober). Der Festakt bildete den Abschluss des Jubiläumsjahres „500 Jahre Religionsgespräch“ in Nürnberg.
In Nürnberg ist Kopp zufolge die Zahl der Evangelischen seit 2015 von etwa 150.000 auf heute rund 110.000 gesunken. Haupttreiber für diese Entwicklung sei ein kultureller Wandel: „Wir verlieren die gemeinsame Sprache für das, was uns heilig ist.“ Der digitale Kommunikationswandel verändere die Gefühle und das Selbstbild. Doch gerade in diesem „Dauerrauschen“ gelte es, über den Glauben zu reden – wie auch vor 500 Jahren. Reformation heiße, immer wieder neu ins Gespräch zu kommen.
1525 habe sich Nürnberg über das öffentliche Religionsgespräch darüber verständigt, evangelisch zu werden. Damals hätten die Leute ihre religiöse Sprache zurückgewonnen, sagte der Landesbischof: „Sie lasen, beteten, hörten, sangen – und verstanden sich dabei neu.“ Es gehe darum, dass Menschen wieder lernten, über Gott und seine Wirkung auf ihr Leben zu sprechen – ohne sich zu schämen oder sich hinter einer ironischen Grundhaltung zu verstecken. Das biblische Wort von Paulus „Ich schäme mich des Evangeliums nicht“ beschreibe dessen Kraft, so Kopp: „Mein Glaube ist da, wenn alles wackelt.“
Der Umgang mit Künstlicher Intelligenz könne die Menschen womöglich „nicht nur besser, sondern auch tiefer“ machen, so der Landesbischof. Das eigentlich Radikale sei die Liebe. Das „pro“ in „protestantisch“ bedeute: „für etwas einstehen, etwas bezeugen. Christinnen und Christen stehen für das Gute.“ Der christliche Glaube sei ein Schatz, den es zu hüten gelte: Er bewahre „Erzählungen, die tragen, wenn die Welt unübersichtlich wird“, und sei „die Erinnerung an den Sinn des Lebens“. (3401/31.10.2025)