Landesbischof Meister verteidigt Kurs der Kirche in Corona-Krise

Thüringens Ex-Ministerpräsidentin, selbst ausgebildete Pastorin, hatte moniert, die Kirche habe Hunderttausende Menschen alleingelassen. Das kontert Meister.

Landesbischof Ralf Meister
Landesbischof Ralf MeisterJens Schulze / epd

Hannover. Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister hat die Kritik der früheren Thüringer Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) am Verhalten der Kirche in der Corona-Krise zurückgewiesen. „Die Kirchen haben weder ihre Arbeit eingestellt noch Menschen alleingelassen, sondern haben in Fürsorge für die Schwächsten notwendige Schutzmaßnahmen ergriffen“, sagte Meister dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Dass die Kirche mit Rücksicht auf gefährdete Menschen während des Shutdown zentrale Aufgaben zurückgefahren habe, sei „angemessen und richtig“ gewesen, unterstrich er. Meister ist auch Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD).

„Wir mussten uns einüben“

Lieberknecht, selbst ausgebildete Pastorin, hatte in der Tageszeitung „Die Welt“ (Interview hinter Bezahlschranke) moniert, die Kirche habe in der Corona-Krise Hunderttausende von Menschen alleingelassen. Als Beispiel nannte sie Kranke, Einsame, Alte und Sterbende.

Christine Lieberknecht
Christine LieberknechtFrank Sommariva / epd

Meister betonte dagegen, in der Seelsorge seien die Kirchen trotz der Corona-Beschränkungen an vielen Orten gegenwärtig gewesen. „Zusätzliche Hotlines wurden eingerichtet. Per Post, per Telefon, per Socialmedia haben viele Hauptamtliche und auch ehrenamtlich Tätige den Kontakt mit unseren Gemeindemitgliedern gehalten“, sagte der Bischof. „Wir mussten uns erst einüben in diese Art der Krisenkommunikation, denn so eine Situation gab es ja noch niemals zuvor.“

Viele Initiativen

Der Bischof fügte hinzu: „Wahrscheinlich sind noch nie in einem so kurzen Zeitraum so viele neue kirchliche Initiativen entstanden wie in den vergangenen zehn Wochen.“ Im Rückblick räumte er jedoch ein, „dass wir wahrscheinlich mehr und früher an die Menschen hätten denken und noch entschiedener für die hätten Partei ergreifen müssen, die unter den Kontaktverboten am stärksten leiden und keine Stimme haben“.

Meister wandte sich gegen einen „Populismus im pastoralen Gewand, der weitgehend ohne Kenntnis der engagierten Arbeit vor Ort und frei von jeglicher eigenen Verantwortungsübernahme pauschal Kritik übt“. Sicher seien Fehler gemacht worden. Das rechtfertige jedoch keine Generalanklage. Zuvor hatten bereits der mitteldeutsche Landesbischof Friedrich Kramer und andere Theologen die Kritik Lieberknechts zurückgewiesen. (epd)