Landesbischof Meister für Besuchsrechte in Heimen

„Es ist eine Not, die zum Himmel schreit, wenn sich Angehörige in den letzten Lebensmonaten nicht sehen können“, sagte der Theologe in einem Online-Talk.

Landesbischof Ralf Meister
Landesbischof Ralf MeisterHeiko Preller / Landeskirche Hannovers

Hannover. Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister hat die jüngsten Lockerungen von Corona-Einschränkungen für Pflegeheime und Krankenhäuser in Niedersachsen gelobt. „Es ist richtig, dass die fast vollständige Isolation von Menschen aufgehoben ist“, sagte der Theologe in einem Online-Talk mit Niedersachsens Ärztekammer-Präsidentin Martina Wenker. Besuche zu ermöglichen, stelle Einrichtungen selbstverständlich vor Probleme, und damit verbunden sei auch eine hohe Verantwortung für das Pflegepersonal, betonte Meister: „Aber es ist der richtige Weg.“

Vor dem Hintergrund sinkender Infektionszahlen hatte die Landesregierung zuvor Heimbewohnern das Recht eingeräumt, sich ab Mittwoch von einer benannten Person besuchen zu lassen. Ihm selbst hätten Menschen berichtet, dass sie ihre Angehörigen in Heimen oder Kliniken in der jüngsten Vergangenheit nicht besuchen konnten, sagte Meister. Diese Menschen hätten teils nur noch ein kurzes Leben vor sich. „Es ist eine Not, die zum Himmel schreit, wenn sich Angehörige in den letzten Lebensmonaten nicht sehen können.“

Bereits Ende April hatten Vertreter der evangelischen und katholischen Kirche und der Ärztekammer für ein Ethikgremium geworben, das die Landesregierung bei Entscheidungen in der Corona-Krise begleiten soll. Dabei ging es zunächst um die Situation schutzbedürftiger Menschen in Heimen und Kliniken. Inzwischen hätten die Initiatoren ihren Blick geweitet, sagte Ärztekammer-Präsidentin Wenker. So stünden heute auch Familien mit Kindern, Obdachlose, Migranten oder Opfer häuslicher Gewalt im Fokus: „Um ihnen zu helfen, müssen Sozialpolitik, Ärzte und Kirche Impulse setzen.“

Fokus auf Menschen mit Behinderung

Landesbischof Meister ergänzte, auch Menschen mit Behinderungen dürften in Zeiten von Corona nicht vergessen werden. Sobald eine Gesellschaft an einer Pandemie leide, werde Inklusion als „Projekt von gestern“ betrachtet, kritisierte er: „Und das darf nicht sein.“ So seien zurzeit Menschen etwa in Behinderten-Wohnstätten teilweise komplett von der Gesellschaft ausgeschlossen. Gemeinsam müssten Staat und Gesellschaft überlegen, wie Abhilfe geschaffen und die Situation verbessert werden könne, sagte der Theologe. (epd)