Landesbischöfin Kühnbaum-Schmidt stellt Kirchensteuer auf den Prüfstand

Das derzeitige Modell sei nicht in Stein gemeißelt, sagt die Theologin. Sie schlägt eine Umfrage vor und denkt an eine Kultursteuer nach italienischem Vorbild.

Christian Ohde / epd

Lübeck. Die Landesbischöfin der Nordkirche, Kristina Kühnbaum-Schmidt, hat dazu angeregt, über das System der Kirchensteuer zu diskutieren. Die Kirche müsse darüber nachdenken, ob „die Kirchensteuer in ihrer bisherigen Form auch weiter die Hauptsäule der Finanzierung“ sein könne und sollte, sagte sie in ihrem Bericht vor der Landessynode. „Wenn wir diese Frage mit Ja beantworten und Überlegungen zu Veränderungen an diesem Finanzierungsmodell ablehnen, werden wir uns in der Tat zukünftig vor allem mit Kürzungsdebatten beschäftigen“, so die Theologin.

Die Kirche sollte daher ihr gegenwärtiges Kirchensteuermodell befragen, prüfen und das Beste behalten, so Kühnbaum-Schmidt. „Warum fragen wir nicht unsere Kirchenmitglieder, Ausgetretene und uns Verbundene beispielsweise mit einer repräsentativen Umfrage, welche Formen von Finanzierung sie selbst langfristig unterstützen und praktizieren möchten?“ Möglich wären neben der Kirchensteuer etwa eine Kultursteuer nach italienischem Vorbild, eine finanzielle Selbsteinschätzung nach den jeweiligen Möglichkeiten und der sozialen Situation oder eine Mischung aus all dem.

Ein Modell, das Probleme schafft

„Unser derzeitiges Kirchensteuermodell ist nicht in Stein gemeißelt“, sagte die Bischöfin. Als es entstand, habe es die Probleme lösen sollen, die aus der Trennung von Thron und Altar für die Finanzierung der Kirche entstanden seien. „Es könnte aber sein, und ich rege an, genau das zu prüfen, dass wir an einem Zeitpunkt angekommen sind, wo genau dieses Modell nicht mehr allein ein Problem löst, sondern selbst neue Probleme und Fragen hervorruft, zu deren Lösung es selbst nicht mehr in der Lage ist.“ Wenn sich das Modell etwa als Ursache von Problemen, etwa „als Mit-Ursache von Kirchenaustritten“ herausstelle, „sollten wir es dann nicht ändern, modifizieren, ergänzen?“, fragte Kühnbaum-Schmidt.

In Deutschland ist die Kirchensteuer eine gesetzlich festgelegte Abgabe der Kirchenmitglieder. Sie wird über das staatliche Finanzamt eingezogen und an die Kirchen weitergegeben. Der Staat erhält dafür etwa drei Prozent des Steuereinkommens.

Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt
Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-SchmidtSusanne Hübner / Nordkirche

Auch zur Corona-Krise äußerte sich die Theologin. Die Pandemie habe zu einem Lerneffekt in der Gesellschaft geführt. „Corona hat uns daran erinnert, dass sich das Leben nicht in positiven Erlebnissen erschöpft. Auch Beschränkungen, Unvorhersehbares und Schmerz gehören dazu“, sagte sie. Der Schutz vor dem Virus und die Sehnsucht nach körperlicher Berührung seien ein unauflöslicher Konflikt, für den die Gesellschaft gerade keine Lösung habe. Für die in Not geratenen Flüchtlinge in Griechenland erwarte sie von der Synode „ein Zeichen der Barmherzigkeit“.


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Heiter und beschwingt sei sie im Juni 2019 mit einem Fest im Schweriner Dom in ihr Amt eingeführt worden. Ein dreiviertel Jahr später leitete sie mit Beginn der Corona-Pandemie am 12. März 2020 den Krisenstab der Nordkirche. „Das war eine nicht ganz leichte Aufgabe“, sagte Kühnbaum-Schmidt. Dennoch sei es der Nordkirche auf allen Ebenen gut gelungen, angemessen und umsichtig zu reagieren.

Positiv wertete die Landesbischöfin den Ausbau von digitalen Angeboten. „Die Digitalisierung ist eine Chance für eine breitere Beteiligung innerhalb der Nordkirche. Gleichzeitig bietet sie neue Kontaktmöglichkeiten zu Kirchenfernen“, sagte Kühnbaum-Schmidt, die selbst Accounts bei Facebook, Twitter und Instagram pflegt. (KNA/epd)