Landesbischöfin fordert offene Debatte über assistierten Suizid

Notwendig seien Gespräche, bei denen Argumente ausgetauscht werden, sagt Kristina Kühnbaum-Schmidt. Dazu gehöre, die eigene Position in Frage zu stellen.

Nordkirchen-Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt
Nordkirchen-Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-SchmidtMarcelo Hernandez / Nordkirche

Schwerin. Nordkirchen-Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt fordert von der evangelischen Kirche eine differenzierte Debatte zum Thema assistierter Suizid. Der sensiblen Thematik werde ein auf bloßes Pro und Contra reduzierter Austausch nicht gerecht, sagte sie bei einer Videodiskussion der Nordkirche. Notwendig seien Gespräche miteinander, in denen Information und Sachkenntnis ihren Raum fänden und Argumente ausgetauscht werden könnten. „So kann man die eigene Position fundiert klären, begründen oder auch in Frage stellen.“

Der Hallenser Staatskirchenrechtler und sachsen-anhaltinische Verfassungsrichter Michael Germann forderte mehr Mut zu abweichenden Meinungen in dieser Frage. In der evangelischen Kirche sei es „kein ganz seltener Gestus“, dass man zunächst eine „jahrelange ethische Diskussion führt, dann spricht das Bundesverfassungsgericht ein Urteil und dann sagt man: Ja, genau so haben wir es auch immer gemeint.“ Ähnlich sei es, wenn der Bundestag eine knappe Mehrheitsentscheidung in ethischen Fragen spreche. „Dann kann man staatstragend sagen: So haben wir das ja auch immer gesehen.“

Ethischer Mainstream

Die Kirche sollte sich nach den Worten Germanns häufiger die Frage stellen, wo sie durch das Evangelium von Jesus Christus auch irritiert werde. Es müsse deutlich werden, „dass das Evangelium nicht immer nur affirmativ das bestätigt, was alle mehrheitlich denken, sondern dass da auch einige Überraschungen zu erleben sind, die man dann in den gesellschaftlichen Diskurs und das eigene Handeln übersetzen muss“. Das sei viel schwieriger, als einfach nur zu bestätigen, dass der ethische Mainstream stimme und in dieselbe Richtung laufe.


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Die Veranstaltung war Teil einer von der Landesbischöfin initiierten Gesprächsreihe „Assistierter Suizid in kirchlichen Einrichtungen“. Anlass ist unter anderem ein zu Jahresbeginn veröffentlichter Text des Vorsitzenden der Kammer für öffentliche Verantwortung der EKD, Reiner Anselm, und des Diakonie-Präsidenten Ulrich Lilie. Darin plädieren die Autoren dafür, einen assistierten professionellen Suizid auch in kirchlichen Einrichtungen zu ermöglichen. Die EKD und die Deutsche Bischofskonferenz haben sich bereits ablehnend zu dem Ansinnen geäußert. (KNA)