Kurzkritiken zu den Kinofilmen der kommenden Woche

In Zusammenarbeit mit dem Kinoportal filmdienst.de und der Katholischen Filmkommission bietet die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) Kurzkritiken zu Filmen an, die ab Donnerstag, 28. November, in den deutschen Kinos anlaufen – sortiert nach Bewertung (siehe unten) und bei gleicher Anzahl der Sterne nach Alphabet:

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Ein berüchtigter mexikanischer Kartell-Boss heuert eine Anwältin als Helferin für einen außergewöhnlichen Dienst an: Der insgeheim transsexuelle Verbrecher will eine geschlechtsangleichende Operation durchführen lassen, seinen Tod vortäuschen und fortan sorglos als Frau leben. Tatsächlich gelingt der Plan. Doch die gewaltsame Vergangenheit bleibt auch in der neuen Identität nicht außen vor. Die skurrile Geschichte schlägt erzählerisch zahlreiche melodramatische Haken, bleibt im Einbezug der Kartellgewalt aber realistisch grundiert und gleitet auch nicht dadurch ins Märchenhafte ab, dass die Handlung durch zahlreiche Gesangs- und Tanzeinschübe als Musical präsentiert wird. Im Kern kreist der formal beeindruckende Film durchaus fatalistisch um die Unmöglichkeit, dem eigenen Schicksal zu entfliehen. – Sehenswert ab 16.

Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/622776/emilia-perez

Eine junge drogensüchtige Mutter muss in wenigen Wochen eine Haftstrafe antreten, obwohl sie schwanger ist. Sie lässt sich nicht helfen, geht weder zum Arzt, noch hört sie zu rauchen auf. Erst als eine Hebamme ihr Vertrauen gewinnt, entschließt sie sich, die Schwangerschaft ernst zu nehmen und sich um einen Mutter-Kind-Platz im Gefängnis zu bemühen. Das packende Drama beschreibt zunächst sehr realistisch den Alltag der Hauptfigur, um dann ihre allmähliche Wandlung hin zu mehr Verantwortung gegenüber dem ungeborenen Leben nachzuzeichnen. Dabei geht es auch um Kritik an den Behörden, die humane Lösungen erschweren. Bemerkenswert ist auch die intensive Körperlichkeit und große emotionale Wucht der Hauptdarstellerin Emma Nova. – Ab 16.

Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/623652/vena

Einen desillusionierten Handlanger aus dem Frankfurter Bahnhofsviertel verschlägt es nach Albanien, in das Land seiner Kindheit, wo der entwurzelte Mann den letzten Wunsch seines Großvaters erfüllen soll und darüber allmählich zu sich selbst findet. Das märchenhafte Road Movie tappt zwar in die eine oder andere Klischeefalle, entdeckt dabei aber auch Albanien in all seinen Widersprüchen und seiner Schönheit und überzeugt durch beeindruckende Bilder und seinen charismatischen Hauptdarsteller Blerim Destani. – Ab 14.

Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/623680/das-meer-ist-der-himmel

Vier Menschen, die teilweise schon seit Jahrzehnten mit Heroin, Depression, Krankheit, Pleite und Sinnlosigkeit zu kämpfen haben, erzählen von der Bedeutung ihrer Haustiere für ihr psychisches Wohlbefinden. Die Wellensittiche, Kaninchen und Meerschweinchen haben sie nicht nur einmal vor dem Schlimmsten bewahrt. Sie geben ihrem Leben Sinn und einen Rhythmus und sind enorme emotionale Unterstützer. In den Lebensläufen der Protagonisten spiegelt sich neben den jeweiligen Persönlichkeiten auch ein Stück bundesrepublikanische Drogenpolitik. Behutsame Gespräche mit Menschen, die sich mit Sucht und Abhängigkeit auskennen, rahmen ihre Geschichten, auch durch Erkenntnisse über den Stand der Forschung. – Ab 14.

Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/623837/nicht-ohne-meine-tiere

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Mit Tagebuchauszügen, Fotografien und Erinnerungen von Wegbegleitern zeichnet der Film das Porträt des Künstlers Jürgen Baldiga (1953-1993), der mit seiner Kamera die queere Szene Westberlins der 1980er- und frühen 1990er-Jahre einfühlsam und authentisch einfing. Mit seiner HIV-Infektion, die den sicheren Tod bedeutete, entdeckte er die Fotografie. Zwischen Verzweiflung, Begehren, Auflehnung und unbändigem Überlebenswillen wurde Baldiga Chronist der queeren West-Berliner Subkultur der 1980er-Jahreund so zum einfühlsamen wie provokanten Fotokünstler.

Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/622429/baldiga-entsichertes-herz

Der US-Amerikaner Jeff Koons ist der bestbezahlte Künstler der Welt. 2019 wurde eine seiner Skulpturen bei einer Auktion für die Rekordsumme von 91 Millionen Dollar versteigert. Seine Werke befinden sich überall dort, wo sehr viel Geld im Umlauf ist, und wurden bei der ersten privaten Mondlandung unlängst sogar auf den Erdtrabanten geschickt. Der Dokumentarfilm porträtiert den umstrittenen Künstler und Multimillionär leider gänzlich unkritisch und ohne jeden Kunstbezug als rechtschaffenen Familienmenschen. – Ab 14.

Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/623145/jeff-koons-a-private-portrait

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ZU DEN BEWERTUNGEN NACH ANZAHL DER STERNE:

5 Sterne: herausragend, ein Meisterwerk

4,5 Sterne: eindrucksvoll, ausgefeilt, lange nachwirkend

4 Sterne: sehr gut, ambitioniert, lohnenswert

3,5 Sterne: beachtlich, gekonnt, anregend

3 Sterne: solide und interessant

2,5 Sterne: ganz okay, guter Durchschnitt

2 Sterne: wenig aufregend, Mittelmaß

1,5 Sterne: inkonsequent, mit Schwächen

1 Stern: dürftig, enttäuschend

0,5 Sterne: schlicht, dilettantisch

0 Sterne: ärgerlich, anstößig, eine Zumutung