Kurhessische Kirche richtet ihre Personalpolitik neu aus
Die Personalpolitik der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) steht vor großen Herausforderungen. Das machten Prälat Burkhard zur Nieden und Vizepräsidentin Katharina Apel am Donnerstag bei der Frühjahrssynode im nordhessischen Hofgeismar deutlich. Aus ihrem Personalbericht geht hervor, dass die Landeskirche sich in den kommenden Jahren auf veränderte Rahmenbedingungen einstellen muss. Als Gründe nannten sie unter anderem deutlich weniger Kirchensteuermittel, Pfarrpersonen und Fachkräfte in allen Bereichen sowie die Entwicklung hin zu einer vielfältigeren, multireligiöseren Gesellschaft und den Bedeutungsverlust der Kirche.
Als größte Herausforderungen führt der Prälat die Personalgewinnung und Personalbindung an sowie das Ziel, ein attraktiver und verlässlicher Arbeitgeber zu bleiben. Der Mangel an Fach- oder Arbeitskräften sei massiv spürbar. Daher müsse sich die kirchliche Personalpolitik insgesamt neu ausrichten – mit dem Ziel, das Verhältnis der Ämter und Berufe qualitativ neu zu definieren.
Künftig wolle man mit regionalen Teams aus verschiedenen Berufsgruppen und Ehrenamtlichen auf die gestiegene Komplexität der Anforderungen und Bedarfe in der kirchlichen Arbeit reagieren, erläuterte zur Nieden. Er sprach von einer transprofessionellen Zusammenarbeit, die neue Rollenklärungen erforderlich mache. Die EKKW strebe eine „aufgaben- und kompetenzorientierte Personalstrategie an.“
Nach Angaben der Landeskirche sind bei der EKKW aktuell rund 12.400 Menschen beschäftigt. Die größte Gruppe mit 3.230 Personen sind die Beschäftigten in den Kindertageseinrichtungen. Ihre Zahl habe in den vergangenen beiden Jahren um 26 Prozent zugenommen. Der deutliche Anstieg sei die Folge der Angebotserweiterungen in den Kitas und damit die Reaktion auf den wachsenden Bedarf an Betreuungsangeboten, erläuterte Vizepräsidentin Apel.
Die Zahl der Pfarrpersonen liegt den Angaben zufolge bei 700. Das seien rund 40 weniger als vor zwei Jahren, führte zur Nieden aus. 60 Vollzeitstellen seien derzeit vakant. Die hohe Zahl von Vikarinnen und Vikaren ermögliche es, die Lücken weitgehend in diesem und im nächste Jahr zu schließen.
Trotz Stellenabbau wird die Neubesetzung künftig schwieriger werden: Der Prälat rechnet mittelfristig mit einem deutlichen Personalrückgang im Pfarrdienst aufgrund einer hohen Zahl von Eintritten in den Ruhestand. Bis Ende 2037 träten mehr als 440 Pfarrpersonen in den Ruhestand: „Das sind fast Zweidrittel (63,8 Prozent) des jetzigen Personalbestands, vorzeitige Ruhestände nicht inbegriffen.“ Diesen Abgängen werde eine nur geringe Zahl von Zugängen gegenüberstehen, da die Zahl der Theologie-Studierenden rückläufig sei.
Die Landessynode tagt bis Samstag, 27. April, in der Evangelischen Tagungsstätte in Hofgeismar. Die Synodalen beraten unter anderem über die Themen Gebäudestrategie, Klimaschutz und sexualisierte Gewalt.