Kunstprojekt lockt Besucher in drei Dorfkirchen

Drei Kirchengemeinden in Mecklenburg-Vorpommern beteiligen sich in diesem Sommer an dem Kunstprojekt „Artist in Parish“.

Die Künstlerin Barbara Lorenz Höfer gestaltet gemeinsam mit einer Kindergruppe in der mecklenburgischen Kirchengemeinde Rosenow "Möbiusbänder" für ihr Kunstwerk.
Die Künstlerin Barbara Lorenz Höfer gestaltet gemeinsam mit einer Kindergruppe in der mecklenburgischen Kirchengemeinde Rosenow "Möbiusbänder" für ihr Kunstwerk.Foto: epd/Nicole Kiesewetter

von Nicole Kiesewetter 
Schwerin. Zwei Wochen lang hat Barbara Lorenz Höfer aus dem niedersächsischen Buxtehude in der kleinen Dorfkirche Rosenow (bei Neubrandenburg) gearbeitet. Ihr Thema ist das "Magnifikat" der Gottesmutter Maria aus dem Neuen Testament. Intensiv hat die Künstlerin überlegt, wie sie es künstlerisch umsetzen kann: Als Maria durch einen Engel erfährt, dass sie Gottes Sohn gebären wird, stimmt sie diesen überschwänglichen Lobgesang an. Barbara Lorenz Höfer hat eine "Papierwolke" an der Decke des Kirchenraumes entstehen lassen. Vorgestellt wird ihr Projekt im Gottesdienst mit Bischof Andreas von Maltzahn.

Besucher sollen eigene Ideen gestalten

Auf sogenannten Möbiusbändern sollten Besuchergruppen der Gemeinde ihre Ideen gestalten, welches Verhältnis sie zur Marienfigur haben. Dazu sei das Möbiusband in besonderer Weise geeignet, erklärt die Künstlerin. Es ist leicht herzustellen, indem man einen längeren Streifen Papier mit beiden Enden ringförmig zusammenklebt, ein Ende aber vor dem Zusammenkleben um 180 Grad verdreht. Dadurch entsteht eine Endlosschleife: "Ein Zeichen dafür, dass das, was unsere Hoffnung und unseren Glauben ausmacht, nie endet."

"Da kann Gott ja nichts dagegen haben"

Barbara Lorenz Höfer hatte sich bewusst für ein Projekt "möglichst weit im Osten der Landeskirche" beworben. "Im Großraum Hamburg sind die Menschen kulturell schon so satt." Geld lasse sich damit allerdings nicht verdienen – die Nordkirche zahlt nur eine Aufwandsentschädigung von bis zu 500 Euro. Doch die katholische Künstlerin will mit ihrem Projekt dazu beitragen, dass Menschen in die Kirche kommen. "Da kann Gott ja nichts dagegen haben, dass mal Leben in der Kirche ist."

Die Idee "Artist in Parish" – Künstler in Kirchengemeinden – stammt vom Hamburger Kirchentag 2013. Zur Vorbereitung des Reformationsjubiläums 2017 hatte die Nordkirche sich zu einer Neuauflage entschlossen. Neun Künstlerinnen und Künstler leben und arbeiten in diesem Sommer für zwei bis vier Wochen lang in einer Kirchengemeinde. In Schleswig-Holstein nehmen Gemeinden der Insel Föhr, Husum und Bordesholm teil. In Hamburg machen Altengamme, Bahrenfeld und die Hauptkirche St. Jakobi mit. In Mecklenburg-Vorpommern sind neben Rosenow auch Gadebusch und Semlow-Eixen dabei.

Kunstwerke vor Ort entwickeln

Ziel sei es, gemeinsam mit den Menschen vor Ort aus ihren Geschichten, aus ihrem Alltag ein Kunstwerk zu entwickeln, erklärt Silke Roß, Beauftragte für das Reformationsjubiläum in Mecklenburg-Vorpommern. "Die Aktion wird sehr unterschiedliche Menschen zusammenbringen und viele Ideen freisetzen", so ihre Hoffnung. Es gehe um einen neuen Blick auf Kirche und Gemeinde, und um die Frage, was wirklich wichtig sei und die Menschen in ihrem Alltag trage.

Auch die pommersche Landgemeinde Eixen beteiligt sich an dem Projekt. Während der Kunstaktion sollten die Gemeindemitglieder Köpfe aus Ton formen und auf eiserne Stelen setzen. "Ton ist dafür ein gutes Material, denn er ist sehr sinnlich", sagt Ursula Dietze. Die 72-jährige Künstlerin aus Friedrichstadt in Schleswig-Holstein hat drei Wochen in der Atelierkirche St. Catharina gearbeitet. Am 31. Juli wird ihre Ausstellung dort eröffnet. Dietze: "Wenn man etwas selbst ausprobiert und gemacht hat, dann weiß man um den Wert und die Würde des Menschen." (epd)