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Kunstexperte kritisiert Sicherheitslage in Museen – Verweis auf Papst

Der Diebstahl aus dem Pariser Louvre schockiert die Kunstwelt nach wie vor. Ein Fachmann moniert nun die Schutzkonzepte von Museen. Zudem sinniert er über die Tätermotivation.

Museumsleitungen kümmern sich zu wenig um die Sicherheit ihrer Häuser – das bemängelt der Kunsthistoriker und Versicherungsexperte Oliver Class. “Sicherheit gibt es nicht umsonst. Die kostet viel Geld und Aufwand”, sagte der Leiter der Kunstversicherungssparte der Allianz Suisse der “Augsburger Allgemeinen” (Donnerstag). “Die Kunsthistoriker in den Leitungsfunktionen finden tolle Ausstellungen natürlich schöner und reizvoller als den Gang in den Keller, um zu schauen, ob die Schächte gut geschützt sind. Ich glaube, es wird dort zu wenig Verantwortung für die Sicherheit übernommen.”

Class äußerte sich im Zusammenhang mit dem Kunstdiebstahl aus dem Pariser Louvre. Unbekannte entwendeten dabei vergangenen Sonntag aus der Apollon-Galerie unter anderem ein Diadem der Kaiserin Eugénie sowie mehrere Halsketten. Die Juwelen waren Teil der Schmucksammlung der Napoleon-Ausstellung.

Zu Lücken in Schutzkonzepten fügte Class an: “Ganz typisch ist, dass in dem Moment, wo etwa Bauarbeiten in einem Museum stattfinden, das Sicherheitskonzept ein anderes sein muss. Der große Fehler geschieht, wenn das Sicherheitskonzept darauf nicht angepasst wird. Das ermöglicht Kriminellen, genau dann ihren Angriff zu starten.”

Auf die Frage, welche Kunstwerke am stärksten im Visier von Kriminellen sind, sagte Class: “Bei den letzten Fällen handelt es sich um Objekte, die zumindest mutmaßlich einen hohen Materialwert besitzen, also Edelsteine und Gold in Form von Juwelen und Geschmeiden.” Wobei ihn das verwundere. Denn das Gold bei diesen alten Fassungen entspreche in der Regel nicht heutigen Ansprüchen. “Und bei den Edelsteinen verhält es sich ähnlich, die sind bei historischen Objekten eher von mittlerer oder sogar minderer Qualität, vergleicht man sie heute auf dem Markt.”

Vielleicht spielt also noch etwas anderes hinein, wie der Fachmann mutmaßte. “Vielleicht wollen die Täter auch noch zusätzlich ein Signal aussenden, nämlich, zu welchen Taten sie fähig sind. Beim Raub im Louvre, um der Republik Frankreich zu zeigen, dass sie beraubt werden kann.” Class ergänzte: “Als würde man im Vatikan dem Papst die Tiara stehlen. Damit würde man ja auch sein Amt und seine Würde beschädigen und infrage stellen. Und Sie sehen ja, welche mediale Aufmerksamkeit der Raub im Louvre erzeugt.”