Kunst aus zwei Welten

Die Gründung der Nordkirche aus drei Landeskirchen wurde als Brückenschlag zwischen evangelischen Christen aus verschiedenen Lebenswelten gefeiert. Diese Lebenswelten erhellt nun auch eine Doppelausstellung in Rostock und Lübeck – indem sie deutsche Kunst aus Ost und West gegenüberstellt.

Antje-Britt Mählmann, Leiterin der Kunsthalle St. Annen Lübeck, und Jörg-Uwe Neumann, Leiter der Kunsthalle Rostock
Antje-Britt Mählmann, Leiterin der Kunsthalle St. Annen Lübeck, und Jörg-Uwe Neumann, Leiter der Kunsthalle RostockOlaf Maltzahn / epd

Lübeck / Rostock. In einer zeitgleichen Doppelausstellung präsentieren die Lübecker Kunsthalle St. Annen und die Rostocker Kunsthalle ab 10. November Exponate aus ihren Sammlungen nach 1945. Rund 150 Gemälde, Installationen, Skulpturen und Fotografien werden unter dem Titel „Perspektivwechsel“ in beiden Häusern gegenübergestellt. „Erstmals bringen wir die Kunst aus zwei Welten zusammen“, erklärte dazu der Leiter der Lübecker Museen, Hans Wißkirchen. Sozialistischer Realismus aus der DDR trifft etwa auf abstrakte Kunst aus Westdeutschland. Die Ausstellungen sind bis zum 23. Januar 2022 zu sehen.

Beide Häuser setzen unterschiedliche Schwerpunkte: Die Lübecker Kunsthalle konzentriert sich vornehmlich auf die Gegensätze vor 1989. Gleich im ersten Raum sieht sich der bekannte DDR-Künstler Bernhard Heisig (1925-2011) abstrakter Kunst des Westfalen Emil Schumacher (1912-1999) gegenüber. Ein Raum widmet sich der vor der deutschen Wiedervereinigung regelmäßig stattfindenden Ausstellung „Biennale der Ostseeländer“ in Rostock. Politische Plakatkunst aus Dänemark hängt HAP Grieshabers (1909-1981) „Sintflut“ gegenüber, das die Umweltpolitik der 1970er-Jahre anprangert.

Eine harmonische Einheit

Auch künstlerische Positionen der Gegenwart finden die Besucher in Lübeck. In der oberen Etage bilden Leuchtinstallationen der Lübeckerin Hanna Jäger (1927-2014) mit den Bronze-Skulpturen des Rostockers Jo Jastram (1928-2011) eine unerwartet harmonische Einheit. In der obersten Etage finden sich Werke aus den vergangenen 20 Jahren, etwa der „Friedensplatz“ vor dem Lübecker Holstentor des deutsch-syrischen Künstlers Manaf Halbouni und DDR-Architektur-Fotografien von Maix Mayer.

Eine Besucherin hört die Musik für dieses Bild von Max Neumann
Eine Besucherin hört die Musik für dieses Bild von Max NeumannOlaf Maltzahn / epd

In Rostock werden anhand von Exponaten und Archivmaterialien grenzübergreifende Verbindungen im Norden Deutschlands vor 1990 rekonstruiert und die Sammlungsgeschichte beider Häuser im Zuge der Wiedervereinigung in den Blick genommen. „Bis heute haben wir keine Leuchtinstallationen in unserer Sammlung. Unsere Tradition ist eben eine andere“, sagte die Kuratorin der Kunsthalle Rostock, Melanie Ohst.

Film dokumentiert das Projekt

Begleitet wird die Schau an beiden Orten von einem Bild-Klang-Erlebnis aus Kunst, Film, Podcast, Musik und Konzert. Über Kopfhörer können die Museumsbesucher sich zu einzelnen Werken Musikinterpretationen anhören. Im Untergeschoss der Lübecker Kunsthallte dokumentiert ein Film das gesamte Projekt. Die Doppelausstellung wurde zunächst in Rostock eröffnet, danach war die Vernissage in der Lübecker Kunsthalle St. Annen.