Mehr als 600 Kulturschaffende aus Osnabrück und ganz Deutschland fordern eine politische Debatte über die Entscheidungs- und Arbeitsstrukturen am Osnabrücker Theater. „Nur so lässt sich weiterer Schaden vom Theater und dem Kulturstandort Osnabrück abwenden“, heißt es in einem am Montag veröffentlichten offenen Brief an die politischen Gremien der Stadt. Anlass ist die Absage der Produktion „Ödipus Exzellenz“ im Juni durch den Intendanten Ulrich Mokrusch. Das Stück sollte sich mit dem sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche beschäftigen.
Die Unterzeichner kritisieren, dass Mokrusch die Entscheidung allein und ohne Rücksprache mit den Mitarbeitenden getroffen habe: „Das Theater gehört nicht der Intendanz allein.“ Damit seien auch die Osnabrücker Bürger von einer offenen Debatte über das Stück ausgeschlossen worden, schreiben die Autorinnen Elisabeth Lumme, Katrin Mundt und Simon Niemann von der „Arbeitsgruppe Strukturwandel Kunst und Kultur“. Sie fordern eine offene Diskussion über Machtstrukturen am Theater.
Zudem solle sich die Politik für neue Beteiligungsmöglichkeiten im Theater einsetzen. Das gelte auch mit Blick auf die Besetzung der nächsten Intendanz. „Eine Demokratisierung dieser Institution ist dringend notwendig“, heißt es in dem Brief. Auch die Politiker trügen Verantwortung dafür, „dass die Integrität künstlerischer Vorhaben geschützt wird, potenziell kontroversen Themen in der Öffentlichkeit Raum gegeben wird und autoritäre Gesten nicht das letzte Wort behalten“.