Der Vorsitzende des Bundestags-Kulturausschusses, Sven Lehmann (Grüne), hat sich dafür ausgesprochen, kreative Werke zu kennzeichnen, die ohne Einsatz Künstlicher Intelligenz entstanden sind. „Ein solches Label könnte ein Marktvorteil sein“, sagte er am Donnerstag bei einer Podiumsdiskussion auf der Frankfurter Buchmesse. Als Konsument habe er Interesse daran zu wissen, ob ein Buch von Menschen geschrieben, gestaltet und übersetzt wurde oder von einer KI-Anwendung.
Lehmann zeigte sich zuversichtlich, dass es in zehn Jahren eine solche Kennzeichnung geben werde – ebenso wie eine faire Vergütung für Urheberinnen und Urheber, deren Werke für das Training von KI-Programmen verwendet werden. Sollten die Prozesse weiter unkontrolliert ablaufen, sei dies eine ernste Bedrohung für den Fortbestand der Verlagsbranche.
Nicole Pfister Fetz, Generalsekretärin des europäischen Schriftsteller-Dachverbandes „European Writers’ Council“ (EWC), kritisierte, dass die europäische Politik zu lange ein Wirtschaftsmodell geduldet habe, „das auf Diebstahl basiert“. Der Wert der Kultur werde geringgeschätzt, sagte die Schweizerin auf dem Podium, denn bislang sei kaum etwas passiert, was die Lage der Autorinnen und Autoren verbessert hätte.
Vorwürfe, die EU-Kommission sei vor den großen US-amerikanischen Tech-Konzernen eingeknickt, wies Barbara Gessler, Vertreterin der EU-Kommission in Deutschland, zurück.
Allerdings machten es nicht zu vernachlässigende Sicherheitsinteressen erforderlich, vorsichtig zu agieren, räumte sie ein. Beim Umgang mit den USA gelte es, verschiedene Interessen abzuwägen und gemeinsam einen „Raum der Sicherheit und der Freiheit“ zu bewahren.
Die Herausforderungen durch das Aufkommen Künstlicher Intelligenz sind eines der Hauptthemen bei der diesjährigen Buchmesse in Frankfurt. Bereits bei der Eröffnungsfeier hatte Kulturstaatsminister Wolfram Weimer (parteilos) eindringlich vor den Bedrohungen des Literaturbetriebs durch die großen Tech-Konzerne gewarnt. Amerikanischen und chinesischen Tech-Giganten hatte er „digitalen“ Kolonialismus vorgeworfen, da sie ihre KI-Systeme ohne Zustimmung der Urheber mit geistigem Eigentum aus der gesamten Welt trainierten.