Die Präsidentin der Kulturministerkonferenz der Bundesländer, Barbara Klepsch (CDU), hat die belgische Absage eines Konzerts der Münchner Philharmoniker und ihres israelischen Dirigenten Lahav Shani scharf kritisiert. Das jüngste Vorgehen des Flanders Festival sei „ein Tabubruch“, erklärte Sachsens Kulturministerin am Freitag in Dresden. Einen Künstler nicht nach seiner Kunst, sondern nach seiner Staatsangehörigkeit und einer geforderten Gesinnungsprüfung zu beurteilen, sei inakzeptabel.
Das Flanders Festival im belgischen Gent hatte die Münchner Philharmoniker wegen ihres Dirigenten Lahav Shani ausgeladen. Er habe sich nicht öffentlich vom Vorgehen der israelischen Regierung im Gaza-Krieg distanziert, hieß es. Die Festivalleitung begründete die Absage mit politischem Druck und Protestaufrufen. Der 36-jährige Shani soll 2026 als Chefdirigent der Münchner Philharmoniker die Nachfolge von Valery Gergiev antreten.
Zuvor hatte Kulturstaatsminister Wolfram Weimer (parteilos) mit Blick auf den Vorfall von einer „Schande für Europa“ gesprochen. Für ihn sei die Absage des Auftritts „blanker Antisemitismus und ein Angriff auf die Grundlagen unserer Kultur“.
Klepsch betonte, Kunst lebe vom Dialog, nicht von Boykott. Wer Künstlerinnen und Künstler unter politischen Generalverdacht stelle, gefährde den kulturellen Austausch, der gerade in schwierigen Zeiten Brücken bauen könne. Gleichzeitig mahnte die sächsische Kulturministerin zur Besonnenheit: „Wir sollten alles daransetzen, dass dieser Vorfall nicht zu einer weiteren Eskalation führt.“