Küster kämpfen um ihre Zukunft

Greifswald. Ob man die Altarkerze mit Streichhölzern anzünden darf oder nur mit einer anderen, schon brennenden Kerze – über solche Fragen kabbeln sich die Küster der Nordkirche gern mal. Doch wenn es um ihre Zukunft geht, sind sie sich einig: Ihr Berufsstand muss bestehen bleiben. „Es kann nicht sein, dass man alles mit Ehrenamtlern abdecken will“, sagt Marion Ratzlaff-Kretschmar. „Ohne Hauptamtliche geht es nicht!“

Die 52-Jährige ist Chefin des Küsterarbeitskreises der Nordkirche, einem Gremium mit Berufsgruppensprechern aus allen Kirchenkreisen. Bei einer Tagung am vergangenen Wochenende im vorpommerschen Weitenhagen debattierten die Mitglieder unter anderem über unklare Ansprechpartner seit der Fusion und nötige Angleichungen in Ost und West.
Das Gefälle ist groß. Im pommerschen und mecklenburgischen Kirchenkreis ist die Streichungswelle längst über den Gemeinden zusammengeschlagen. Laut Kretschmar sind hier nur noch etwa 20 Prozent der mehreren hundert Küster hauptamtlich tätig, 80 Prozent ehrenamtlich. Im Gebiet der ehemals nordelbischen Kirche dagegen arbeiten drei Viertel aller Küster hauptamtlich. „Wir haben Sorge, dass man jetzt auch noch in den nordelbischen Kreisen Stellen streichen will“, sagt Marion Kretschmar. Genau das Gegenteil sei auf lange Sicht sinnvoll, meinen sie und ihre Kollegen. 

"Ein Küster kostet Geld. Aber keinen Küster zu haben, kostet noch mehr Geld"

„Ich sage immer: Ein Küster kostet Geld“, brummte Norbert Rösler, hauptamtlicher Küster in Bergen auf Rügen. „Aber keinen Küster zu haben, kostet noch mehr Geld.“ Diese Mitarbeiter sorgten schließlich nicht nur für Blumen und Kerzen auf dem Altar, sondern hielten das ganze Gebäude in Ordnung und damit auch Heiz- und Reparaturkosten klein. 
Gerade in ländlichen Regionen, wo mancher Pastor für neun Kirchen oder mehr zuständig sei, könnten Küster auch verstärkt als eine Art Bauassistenten eingestellt werden, erklärte Norbert Sprengler. Er selbst arbeitet als hauptamtlicher Küster in der 3000-Mitglieder-Gemeinde St. Johannis in Neubrandenburg und versucht, seinem Pastor möglichst viel vom „Baugeschehen“ abzunehmen. „Klar, manches darf ich gar nicht übernehmen.“ Doch kleinere Reparaturen könne er selbst erledigen, für größere etwa die Angebote der Firmen einholen. So entlaste er den Pastor – und schaffe die gleiche Arbeit mit einem viel geringerem Stundenlohn.

„Wir werden nicht zusehen, wie unser Beruf in der Versenkung verschwindet.“

In Gesprächen mit Pröpsten, dem Kirchenamt und Synodalen wollen die Küster in den kommenden Monaten nicht nur erreichen, dass ab 2016 alle Mitarbeiter nordkirchenweit für den gleichen Lohn und unter gleichen Bedingungen arbeiten – sondern auch, dass man ihrem Dienst wieder mehr Gewicht verleiht. Gerhard Swiontek, Küster in Ziehten bei Anklam, gab die Kampfparole aus: „Wir werden nicht zusehen, wie unser Beruf immer weiter in der Versenkung verschwindet.“