Die Israelitische Kultusgemeinde Nürnberg hatte den diesjährigen Träger des Nürnberger Menschenrechtspreises zunächst scharf kritisiert. Nach Gesprächen spricht sie nun von einer Annäherung.
Vor der für Sonntag geplanten Verleihung des Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreises an die Initiative “Parents Circle – Families Forum” schlägt die Israelitische Kultusgemeinde Nürnberg versöhnliche Töne an. Auf Grundlage früher geäußerter Kritik habe es “konstruktive Gespräche sowohl mit der Stadtspitze als auch mit Vertretern der Preisträgerin” gegeben, teilte die Kultusgemeinde am Mittwoch auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) mit. “In diesen Gesprächen konnten die Sichtweisen ausgetauscht und eine inhaltliche Annäherung erwirkt werden. Wir sehen das Ziel unserer Kritik damit weitestgehend erreicht.”
Nach der Bekanntgabe des Preisträgers hatte die Kultusgemeinde die Initiative im vergangenen Jahr als “umstrittene israelische Kleinorganisation” bezeichnet. Sie habe mehrfach eine “Gleichsetzung von unschuldigen Opfern des Terrors und Terroristen” betrieben. Die Initiative proklamiere Versöhnung und Dialog, nutze dabei aber die Trauer von Familien und ihren Angehörigen aus, hieß es damals.
Direkt vor der Preisvergabe soll ein multireligiöses Friedensgebet stattfinden, wie die evangelische Kirche Anfang der Woche mitteilte. Es werden Gebete aus dem Judentum, Islam, Christentum und Buddhismus sowie von Bahai- und Aleviten-Vertretern erwartet. Das jüdische Gebet soll der Rabbiner der Kultusgemeinde sprechen. Von der Kultusgemeinde hieß es gegenüber der KNA dazu, die frühere Kritik an der Auswahl der Preisträger sei nicht gleichbedeutend mit einem Boykott. Auch Oberbürgermeister Markus König (CSU), Schauspielerin und Jurymitglied Iris Berben und die Preisträger wollen an dem Gebet teilnehmen.
Nach Angaben der Jury bringt die Initiative “Parents Circle – Families Forum” seit 1995 Familien zusammen, die durch den Nahostkonflikt Angehörige verloren haben, und fördert den Dialog sowie die Versöhnung zwischen Israelis und Palästinensern. Der Menschenrechtspreis ist mit 25.000 Euro dotiert. Eine Israelin und eine Palästinenserin, die der Initiative angehören, werden nach Angaben der Stadt am Sonntag von Nürnbergs Oberbürgermeister König empfangen und tragen sich ins Goldene Buch der Stadt ein.