Niedersachsen ist etwas sicherer geworden. Das Kriminalitätsgeschehen ging im vergangenen Jahr um 4,3 Prozent gegenüber 2023 zurück, wie Landesinnenministerin Daniela Behrens (SPD) am Donnerstag bei der Vorstellung der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) 2024 mitteilte. Gleichzeitig nahm die Aufklärungsquote mit 62,8 Prozent leicht zu. „Die wesentlichen Kennzeichen der PKS machen deutlich, Niedersachsen ist ein sicheres Land“, konstatierte Behrens. Gleichzeitig sehe sich das Bundesland jedoch mit einem Anstieg der Gewaltkriminalität und insbesondere der Häuslichen konfrontiert.
So registrierte die Polizei in Niedersachsen im vergangenen Jahr insgesamt 32.545 Fälle Häuslicher Gewalt, das waren 8,94 Prozent mehr als 2023 (29.875 Fälle). Primär ursächlich für diesen erneuten Anstieg seien die Entwicklungen bei den einfachen Körperverletzungen sowie den Bedrohungen, hieß es. Der Begriff „Häusliche Gewalt“ bezeichnet keine einzelne Straftat, sondern ein Kriminalitätsphänomen, das verschiedene Delikte in unterschiedlichen Konstellationen von Sachbeschädigung bis hin zu Mord umfasst.
Im Einzelnen weist die PKS für 2024 hier 19.521 Körperverletzungen aus, davon 3.220 gefährliche und schwere Körperverletzungen. Zudem wurden 9 vollendete sowie 14 versuchte Morde sowie 20 vollendete sowie 40 versuchte Totschlagsdelikte im Bereich der Häuslichen Gewalt festgestellt. Im Jahr 2023 waren noch 32 Mord- und 50 Totschlagsdelikte gezählt worden.
„Die steigende Zahl der Fälle häuslicher Gewalt treibt mich um“, sagte Behrens. Im Gegensatz zu den landläufigen Ängsten sei der gefährlichste Ort für Frauen nicht die Fußgängerzone, der Heimweg vom Club oder der einsame Feldweg: „Es ist das eigene Haus, es ist die eigene Wohnung, es sind die eigenen vier Wände.“ Gewalt in den eigenen vier Wänden sei keine Privatsache – „es sind Straftaten, gegen die der Staat entschieden vorgehen muss“!
Ursächlich für den Rückgang der Gesamtfallzahl sind Behrens zufolge Abnahmen etwa bei den Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung, den Diebstahlsdelikten sowie den Vermögens- und Fälschungsdelikten und den strafrechtlichen Nebengesetzen. Insbesondere habe sich die Teillegalisierung von Cannabis deutlich auf die Entwicklung der Fallzahlen ausgewirkt.
Durch die teilweise Entkriminalisierung von Cannabiskonsum verzeichnet die PKS für 2024 einen deutlichen Rückgang von mehr als 50 Prozent bei polizeilich bekannt gewordenen Straftaten. Diese Entwicklung werde allerdings nicht nur positiv bewertet. Es sei vielmehr davon auszugehen, dass der mit der Teillegalisierung noch gewachsene Cannabis-Bedarf weder durch den Eigenanbau, noch durch die Anbau-Vereinigungen gedeckt werden könne. Es liege nahe, dass die Beschaffung zu einem großen Teil weiterhin auf dem illegalen Markt erfolge.