Kostbare Prager Handschrift mit Evangelien in Paderborn zu sehen

Eine Handschrift aus Prag mit den vier Evangelien ist seit Montag im Diözesanmuseum Paderborn zu sehen. Die nur selten ausgeliehene Schrift aus dem Prager Veitsdom ergänze nun die Sonderausstellung „Corvey und das Erbe der Antike“, teilte das Diözesanmuseum am Montag in Paderborn mit. Das Evangeliar war nach Angaben des Museums im 10. Jahrhundert Teil der Bibliothek des Klosters Corvey. Ob es dort auch entstanden sei, sei bis heute unklar.

Die kostbare Handschrift sei zum Vorbild für die in Corvey aufblühende Buchmalerei-Schule geworden, hieß es. Wahrscheinlich sei das Evangeliar im Jahr 973 als Geschenk ins neu gegründete Bistum in Prag gekommen, als der aus dem westfälischen Gebiet der Saxones stammende Mönch Detmar dort Bischof wurde. Die Handschrift sei Teil des Schatzes im Prager Dom. Im 14. Jahrhundert sei sie von Karl IV. zum Krönungsevangeliar für die böhmischen Könige bestimmt worden.

Das Werk enthält den Angaben zufolge neben den vier Evangelien 15 Kanontafeln sowie prachtvolle doppelte Zierseiten. Dort würde jeweils ein schreibender Evangelist am Beginn „seines“ Evangeliums sowie die Berufung des jeweiligen Evangelisten durch Jesus dargestellt. Die Zierseiten ließen sich einer Gruppe von Handschriften zuordnen, die im Kloster St. Amand an der heutigen französisch-belgischen Grenze entstanden seien.

Die im September eröffnete Sonderausstellung „Corvey und das Erbe der Antike. Kaiser, Klöster und Kulturtransfer im Mittelalter“ ist noch bis zum 26. Januar zu sehen. Die Ausstellung geht der Frage nach, wie die Benediktinerabtei vor 1.200 Jahren antikes Wissen bewahrte und welchen Einfluss sie auf andere Glaubensgemeinschaften ausübte. Präsentiert werden mehr als 120 Leihgaben aus europäischen und US-amerikanischen Museen, Bibliotheken und Archiven. Die Welterbe-Stätte bei Höxter gilt als bedeutende Klostergründung des Mittelalters.