Kopp zu sexualisierter Gewalt: Wir brauchen eine Kultur des Hinsehens
Die Kirche muss ihren Umgang mit Betroffenen von sexualisierter Gewalt laut Landesbischof Christian Kopp überprüfen. Es gelte, die betroffenen Personen zu hören, sagte Kopp am Montag in seinem Bericht vor der in Coburg tagenden Landessynode: „Ihr Leid, ihre Geschichten, ihre Perspektiven sind wichtig für unser kirchliches Handeln.“ Statt einer Kultur des Wegsehens brauche es eine Kultur des Hinsehens, mahnte der Theologe mit Blick auf die Ende Januar veröffentlichte ForuM-Studie über sexualisierte Gewalt im Raum der evangelischen Kirche und Diakonie.
„Wie kommunizieren wir mit betroffenen Personen? Welchen Ton haben unsere amtlichen Briefe?“ Oder: „Wie gehen wir mit den vermeintlichen Störern um, die unsere oberflächliche Harmonie gefährden?“, fragte Kopp. „Wie ermutigen wir betroffene Personen ins Reden zu kommen, sich anzuzeigen?“ Sexualisierte Gewalt sei in vielen Bereichen ein Tabuthema. Er wünsche sich und halte es für unabdingbar, dass auf bundesweiter Ebene eine zentrale unabhängige Ansprechstelle oder Ombudsstelle für betroffene Personen eingerichtet werde.
Als Ziele der Aufarbeitung nannte er konkret, dass nun untersucht werden soll, wo alte patriarchale Strukturen eine toxische Hierarchie begünstigt, vermeintlich flache Hierarchien Missbrauch ermöglicht hätten oder wo es zu Abhängigkeiten gekommen sei. Diese Arbeit der Aufarbeitung müsse konsequent weitergeführt werden, sie brauche einen langen Atem. „Für die Aufarbeitung bereiten wir gerade mit der Diakonie Bayern die Einsetzung der unabhängigen regionalen Aufarbeitungskommission Bayern vor“, kündigte Kopp an.
Im Rahmen des Bischofsberichts kamen auch die Betroffenenvertreter des Beteiligungsforums Sexualisierte Gewalt (BeFo) der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Detlev Zander und Karin Krapp, zu Wort. Das BeFo erarbeitet derzeit Empfehlungen für das weitere Vorgehen nach der ForuM-Studie, die bei der EKD-Synode im November vorgelegt werden sollen. (01/1280/22.04.2024)