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“Konflikte nicht unnötig vertagen, sondern konstruktiv angehen”

Frieden muss erarbeitet werden, und er fängt immer bei einem selbst an – davon ist Pater Johannes Eckert überzeugt. Mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) sprach der Abt des Benediktinerklosters St. Bonifaz in München und Andechs über Frieden – und darüber, was uns der Begründer des abendländischen Mönchtums dazu heute zu sagen hat.

epd: Pater Johannes, Sie gehören zum Benediktinerorden, dem ältesten Orden des westlichen Christentums, der auf Benedikt von Nursia im 6. Jahrhundert zurückgeht. Was genau schätzen Sie an dem Begründer des abendländischen Mönchtums?

Abt Johannes: In seiner Regel legt uns der heilige Benedikt besonders das Maß ans Herz. Er ist kein Mann der Extreme, sondern sucht den Ausgleich zwischen Ideal und Wirklichkeit, zwischen Bedürfnissen des Einzelnen und Anforderungen der Gemeinschaft. So gesteht er etwa seinen Mönchen den Weingenuss zu, obwohl die Wüstenväter eine absolute Abstinenz empfehlen. Das heißt: Die Tugend des Maßhaltens dient wesentlich dem Frieden auch in anderen Lebensbereichen.

epd: Ihr neues Buch „Suche Frieden und jage ihm nach“ beschäftigt sich mit der „Botschaft des heiligen Benedikt für heute“. Was können moderne Menschen von Benedikt lernen?

Abt Johannes: Im Vorwort seiner Regel zitiert Benedikt die Psalmen: „Suche den Frieden und jage ihm nach!“ (Ps 34,14-15) Das heißt, Frieden hat man nie. Er ist Arbeit und setzt Beweglichkeit sowie Anstrengung voraus. Man muss den Frieden wollen! Hier dürfen wir dankbar sein für alle Friedensvermittler, die sich im Großen wie im Kleinen für Frieden engagieren. Für die Friedensarbeit gibt Benedikt unter anderem folgende Empfehlungen: Noch vor dem Sonnenuntergang Frieden schließen, das heißt Konflikte nicht unnötig vertagen, sondern sie konstruktiv angehen. Und dann: Nicht unaufrichtig Frieden schließen, also um den Frieden aufrichtig ringen.

epd: Nachrichten von Kriegen und Konflikten brechen nicht ab. Was kann jeder Einzelne tun, um zum Frieden in dieser Welt beizutragen?

Abt Johannes: Frieden fängt immer bei mir selbst an mit der Frage: Bin ich mit mir und meinem Umfeld im Frieden? Wie denke oder spreche ich über andere? Bin ich bereit, Konflikte fair anzugehen, sodass ein friedliches Zusammenleben möglich wird? Auch können wir für den Frieden und für alle, die darum ringen, beten. Das Gebet ist eine positive Kraft, die hilft, Dinge zum Guten zu wenden. (2929/13.09.2025)