Klinikum und Kirche diskutieren über Medizin

Wann darf gegen den Willen des Patienten operiert werden? Um diese und andere Fragen geht es bei einer Tagung in einer Schleswiger Klinik.

Über die Grenzen der Medizin wird auf der Tagung diskutiert (Symbolbild)
Über die Grenzen der Medizin wird auf der Tagung diskutiert (Symbolbild)Jens Schulze / epd

Schleswig. Das Helios Klinikum Schleswig und die Schleswiger Bischofskanzel veranstalten am 24. September eine medizinisch-theologische Tagung. Thema: "Freiheit und (G) mein Wohl – Wie frei bin ich? Wie frei darf ich sein?" Mediziner, Theologen, Psychologen und Juristen wollen beispielsweise die Frage diskutieren, wann eine Operation oder Bluttransfusion so dringend und womöglich lebensrettend ist, dass sie auch gegen den Willen eines Patienten durchgeführt werden muss, kündigt der ärztliche Direktor des Helios Klinikums Schleswig, Sebastian Rudolf, an.
Es geht um Fragen zur Selbstbestimmung und Grenzen der Freiheit in Medizin und Psychiatrie sowie um Fragen bei der Hirnforschung. Auch das Thema Organspende soll diskutiert werden. Diese muss nach den Worten von Rudolf immer freiwillig sein und mit einem Organspendeausweis legitimiert werden. Angesichts eines anhaltenden Mangels an Organspenden müsse hierfür verstärkt geworben werden, sagte Rudolf. Derzeit warten über 10.000 Menschen in Deutschland auf ein Spenderorgan wie eine Niere oder eine Leber.

Streit um Organspende

Rudolf ist auch Chefarzt der Schleswiger Klinik für Psychiatrie und Psychosomatische Medizin. Er lehnte die wiederholt diskutierte Regelung ab, nach der jeder Bürger eine ablehnende Erklärung bei sich tragen müsse. Er dürfte diese nie vergessen oder verlegen. Habe er die Widerspruchserklärung im Falle seines Hirntodes nicht bei sich, könnten Ärzte Organe entnehmen.
Propst Stefan Block (Neumünster) verwies auf die These des Reformators Martin Luther (1483-1546): "Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemand untertan. Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan." Freiheit müsse immer mit der Verantwortung für die Gesellschaft gesehen werden. Grenzenlose Freiheit ohne Verantwortung sei aus christlicher Sicht abzulehnen. (epd)