Kirchenvertreter entsetzt über Ansturm auf US-Kapitol

„Ein Angriff auf die Demokratie“ – Kirchen in den USA haben die Erstürmung des Kapitols scharf verurteilt. Darunter sind auch Evangelikale, die Donald Trump bislang unterstützt haben.

Das US-Kapitol in Washington (Archivbild)
Das US-Kapitol in Washington (Archivbild)Pierre Blaché / Pixabay

Washington. Mit Entsetzen haben US-amerikanische Kirchenvertreter auf die gewaltsame Erstürmung des Kapitols in Washington durch Anhänger des scheidenden Präsidenten Donald Trump reagiert. Auch evangelikale Verbündete des Präsidenten verurteilten die Aktion. Die Gewalttaten seien ein „Angriff auf die Demokratie“, erklärte der Vorsitzende der konservativen „Koalition für Glauben und Freiheit“, Ralph Reed.

Trump müsse die Gewalt verurteilen, forderte James David Greear, Präsident der größten protestantischen Kirche in den USA, des Südlichen Baptistenverbandes. Der Präsident der Universität „Southern Baptist Theological Seminary“, Albert Mohler, sagte, Trump sei verantwortlich für das Chaos. Mohler hatte vor der Präsidentenwahl erklärt, er werde für Trump stimmen. Megakirchen-Pastor Rick Warren verurteilte den Ansturm als Verrat und Terrorismus.

„Schockierend und gesetzeswidrig“

Der Präsident der katholischen Bischofskonferenz, Erzbischof José Gomez, betonte, Amerikaner müssten den „Werten der Demokratie“ verpflichtet sein. Erzbischof William Lori beklagte die „schockierenden und gesetzeswidrigen Proteste“.

Auch der leitende Bischof der anglikanischen Episkopalkirche, Michael Curry, zeigte sich bestürzt. Der Ansturm habe die „Integrität unserer Demokratie“ bedroht, sagte Curry. Bewaffnete Demonstranten hätten einen Staatsstreich versucht.

 Laut Anklageschrift soll Lee versucht haben, eine Zeugin gegen US-Präsident Donald Trump (Archivbild) zur Falschaussage zu bewegen
Laut Anklageschrift soll Lee versucht haben, eine Zeugin gegen US-Präsident Donald Trump (Archivbild) zur Falschaussage zu bewegenGerd Altmann / Pixabay

Auch der Weltkirchenrat hat sich angesichts der gewaltsamen Proteste von Trump-Unterstützern in Washington tief besorgt gezeigt. „Die spaltende populistische Politik der vergangenen Jahre hat Kräfte freigesetzt, die die Grundlagen der Demokratie in den Vereinigten Staaten und – in dem Maße, wie sie ein Beispiel für andere Länder darstellen – in der ganzen Welt bedrohen“, sagte der Interims-Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), Ioan Sauca. Die Entwicklungen hätten Auswirkungen weit über die amerikanische Innenpolitik hinaus und seien von ernster internationaler Bedeutung.

Zuvor hatten hunderte Unterstützer von US-Präsident Trump das Kapitol in Washington gestürmt, offenbar um das Kongressverfahren zur Bestätigung des gewählten Präsidenten Joe Biden zu stören. Beide Kammern des Kongresses unterbrachen ihre Sitzungen. Washingtons Bürgermeisterin Muriel Bowser rief den Notstand aus und verhängte eine Ausgangssperre für die Nacht; später verlängerte sie den Notstand um 15 Tage bis nach der Amtseinführung Bidens.

Trumps Twitter-Konto gesperrt

Gegen 18 Uhr Ortszeit räumten Sicherheitskräfte das Gebäude. Die unterbrochene Sitzung zur Zertifizierung der Wahlergebnisse wurde fortgesetzt. Nach Polizeiangaben starben im Zusammenhang mit den Ausschreitungen vier Menschen, weitere wurden zum Teil schwer verletzt. 52 Menschen seien bei den Ausschreitungen rund um das Kapitol festgenommen worden. Die Online-Dienste Facebook, Twitter und Youtube sperrten vorübergehend die Konten von Donald Trump – dieser hatte seine Anhänger zwar aufgefordert, nach Hause zu gehen, jedoch auch Behauptungen zu vermeintlichem Wahlbetrug wiederholt. (epd/KNA)