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Kirchenpräsidentin Wüst: Jeder kann sich für gute Welt einsetzen

Die pfälzische Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst hat die Möglichkeiten jedes Einzelnen für eine gute Welt betont. „Es ist nicht an irgendwem, ob wir Nebelkerzen ernst nehmen, ob wir uns von unserer eigenen Angst einkassieren lassen, ob wir wie Hiob unsere Wunden lecken oder Empörung als salonfähigen Diskursstil akzeptieren“, sagte sie am Dienstag laut Predigttext beim Empfang der evangelischen Kirchen im Saarland in Saarbrücken. „Es ist an uns, wie die Welt aussieht.“

Jede und jeder könne prüfen, was das Gute sei, betonte die Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche der Pfalz mit Blick auf die biblische Jahreslosung „Prüft alles und behaltet das Gute“. Es brauche die gemeinsame Verständigung über das, was gut sei, denn sonst bleibe das Gute Ansichtssache, erklärte die evangelische Theologin laut Predigttext. „Manche denken, die Steigerungsform von ‘gut’ sei ‘Güter’. Wieder andere steigern ‘gut’ zu ‘besser für manche’ oder ‘am besten für mich’.“

Diese Prüfung sei eine hohe Verantwortung, insbesondere für einen freien Christenmenschen. „Die Freiheit eines Christenmenschen ist eben nicht libertär, das christliche Ich gibt es nur mit einem Wir, aus christlicher Perspektive gibt es keine Freiheit ohne Verantwortung für andere, für die Gemeinschaft“, unterstrich Wüst. „Und das sind eben nicht nur manche, sondern eben alle.“ Diese Freiheit lasse sich nicht von wohlklingenden Worten, billigen Parolen oder einfachen Lösungen einkassieren, sondern widersetze sich Autorität ohne Liebe und Macht ohne Verantwortung. Ein freier Christenmensch lasse sich nicht vorschreiben, was er denken, glauben, tun solle, sagte sie.

„Als Christinnen und Christen ist unser Platz nicht in der Nische, sondern auf den Marktplätzen“, betonte die pfälzische Kirchenpräsidentin. „Und dort stehen wir nicht mit gebrochenem Rückgrat und gebeugtem Haupt als Kirche auf dem Rückzug.“ Christenmenschen seien viele oder wenige. Sie seien immer im vollen Bewusstsein, „dass manche unsere Überzeugungen teilen und andere nicht“, erklärte sie laut Predigttext. „Und gerade deshalb gehen wir dem Diskurs nicht aus dem Weg, sondern suchen ihn.“ Es gehe ums Zuhören, Wahrnehmen und Einlassen ohne moralischen Zeigefinger oder Überheblichkeit, sondern auch mit der Prüfung der eigenen Position.

„Das klingt mühsam und ist es auch“, sagte Wüst. Aber es mache ihr Mut, dass es Menschen gebe, die an anderen Menschen und nicht nur an sich selbst Interesse hätten. „Die in aller Freiheit Verantwortung für andere übernehmen, weil ihnen Zukunft etwas bedeutet“, erklärte sie laut Predigttext. Diesen Menschen gehe es nicht darum, „auf Biegen und Brechen Recht zu behalten, sondern an Recht und Gerechtigkeit festzuhalten“. Sie trügen ihre Hoffnungsbilder und Sehnsuchtsziele in die Gesellschaft.