„Kirchen sind gute Orte“

Das Altarbild der Kirche in Nossentin hat die Künstlerin Kerstin Borchardt gestaltet. Eigentlich wollte sie den Auftrag schon ablehnen. Doch dann erinnerte sie sich an die Besuche bei ihrer Oma.

Die Künstlerin Kerstin Borchardt in der Kirche in Nossentin
Die Künstlerin Kerstin Borchardt in der Kirche in NossentinNicole Kiesewetter

Nossentin. Mit dem neuen Altarbild hatte die Kirchengemeinde Malchow der Restaurierung der Nossentiner Kirche im Jahr 2014 die Krone aufgesetzt. Gestaltet wurde es von Kerstin Borchardt aus Gotthun bei Röbel.

Dabei hatte die 1966 in Mühlhausen in Thüringen geborene Künstlerin zunächst gezögert, an der Ausschreibung teilzunehmen. Denn die Jury der Kirchengemeinde hatte sich das Thema „Auferstehung“ für das Bild gewünscht und das Christuswort aus dem Johannesevangelium (Kapitel 11, Vers 25) zugrunde gelegt: „Ich bin die Auferstehung und das Leben.“ Damit habe sie zunächst wenig anfangen können, erinnert sie sich. „Ich hab das erst gar nicht in Erwägung gezogen.“ Doch als sie hörte, dass bei dem neuen Altarbild eine moderne Interpretation gefragt sei, „da bin ich ins Nachdenken gekommen“.

Kerstin Borchardt, die an der Hochschule für Kunst und Design Burg Giebichenstein studiert hat, ist zwar getauft, hat aber keinen engeren Bezug zum christlichen Glauben. Prägend für sie war in der damaligen Lebensphase jedoch, dass sie zu der Zeit mit dem Tod konfrontiert wurde, weil mehrere Familienangehörige, darunter ihre Großmutter, starben und sie davon stark bewegt wurde.

Das Altarbild in der Kirche von Nossentin
Das Altarbild in der Kirche von NossentinKerstin Borchardt

„Solange ihre Beine sie tragen konnten, ist sie in die Kirche gegangen“, erinnert sich Kerstin Borchardt an ihre Oma, die ihre Heimat in Thüringen hatte. Oft habe sie die alte Dame begleitet und schon als Kind in Kirchen die „übermenschliche Größe Gottes“ gespürt. „Kirchen sind gute Orte. Besonders beeindruckt haben mich immer die Kirchenfenster.“ Und in Kerstin Borchardt, deren Arbeitsbereiche Malerei, Grafik und Objektkunst sind, reifte die Überzeugung, „ich hab doch eine Idee, die nicht so dicht an der kirchlichen Ikonografie ist“.

Kein Leben ohne Sterben

Davon schrieb sie in ihren Gedanken zum neuen Altarbild: „Ewige Kreisläufe – kein Leben ohne Sterben. Letzteres zu akzeptieren fällt spätestens im Moment des Verlustes schwer.“ Nur „im Land der Erinnerungen und Träume“ erscheinen uns vielleicht noch Bilder, „in Schwarz- Weiß, Sepia und Blassbunt. Doch die Suche nach mehr Farbe gestaltet sich schwierig… Auf einen Bildträger gebannt, als Bestandteil eines Altars in einer Kirche – einem Ort der Stille – bieten sie uns jedoch die Möglichkeit, inne zu halten, uns mit den Ideen von Metamorphose und Transformation zu beschäftigen, schließlich die Sinnhaftigkeit unserer endlichen irdischen Lebenskreisläufe zu erkennen.“ Das sei für sie eine Grundfrage im Leben: „Was soll das eigentlich, dass ich hier bin?“ Vor allem die moralischen Wertvorstellungen der Kirche seien für sie ein „Leitfaden fürs Leben“.

Einen inneren Konflikt zwischen künstlerischer Freiheit und den Vorgaben der Kirchengemeinde habe sie nicht verspürt: „Das ist eine Auftragsarbeit, das muss man im Blick haben.“ Es sei nicht ihr Anliegen, zu provozieren. „Das Kunstwerk soll möglichst vielen gefallen“, sagt sie und fügt hinzu: „Die Menschen sollten beim Betrachten zumindest keine Bauchschmerzen haben.“