Am Sonntag ist Weltfriedenstag. In einer Zeit von Kriegen und Krisen mahnen die Kirchen zu Besonnenheit. Und hoffen allen unguten Vorzeichen zum Trotz auf ein Ende der Gewalt.
Zum Weltfriedenstag am Sonntag mahnen die beiden großen Kirchen in Deutschland zu einem nüchternen Umgang mit Krisen und Konflikten. Mit Blick auf Cyberangriffe und eine Unterwanderung öffentlicher Debatten forderte die Evangelische Kirche in Deutschland eine europäische Strategie gegen hybride Bedrohungen. “Hybride Kriegsführung verwischt bewusst die Grenzen zwischen Krieg und Frieden. Sie zielt auf das, was Demokratien im Kern ausmacht: Vertrauen, Debatte und die Stärke des Rechtsstaats”, so Bischöfin Kirsten Fehrs.
Zugleich rief die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland die Gesellschaft dazu auf, sich gegen Polarisierung und Desinformation zu stellen. Bildung, kritisches Denken und eine offene Gesprächskultur seien unverzichtbar, um Frieden zu sichern. “Wir dürfen uns nicht an einen dauerhaften Modus der Angst gewöhnen, in dem Ausnahmezustände zur Normalität werden”, so Fehrs. Der Rat der EKD will am 10. November eine neue Friedensdenkschrift mit dem Titel “Welt in Unordnung – gerechter Friede im Blick” vorstellen.
Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, blickte anlässlich des jüdischen Neujahrsfestes Rosch Haschana mit Sorge auf die Lage im Nahen Osten. “Der Wunsch nach Frieden bleibt auch in diesem Jahr, in dem sich nach wie vor israelische Geiseln in den Händen der Hamas befinden und sich die humanitäre Situation in Gaza zunehmend dramatisch entwickelt, von erschütternder Dringlichkeit”, so der Bischof von Limburg. “Angesichts dieser mich zutiefst bedrückenden Zustände hoffe und bete ich, dass die anhaltende Gewalt und der Terror bald enden.”
Unterdessen äußerte sich der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf skeptisch zum Bemühen um ein Ende des Kriegs in der Ukraine. “Es kann wohl nicht funktionieren, wenn die zwei Weltmächte Russland und USA über die Ukraine hinweg verhandeln. Weder eine Kapitulation noch ein bester Deal dürfen das Ergebnis sein”, sagte Kohlgraf in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Das wäre weder ein Frieden noch Gerechtigkeit. “Dafür müsste Russland seine Schuld anerkennen, das sehe ich leider nicht.”
Kritisch äußerte sich Kohlgraf zur aktuellen Debatte um den Wehrdienst in Deutschland. “Der Wehrdienst ist verfassungskonform. Als Bischof betone ich aber die Gewissensfreiheit.” Es müsse möglich sein, den Wehrdienst abzulehnen – ohne dabei moralische oder gesellschaftliche Nachteile in Kauf nehmen zu müssen. Vor dem Hintergrund des russischen Überfalls auf die Ukraine soll die Zahl der Streitkräfte in Deutschland um mehrere Zehntausend erhöht werden.
Dabei würden weitreichende Entscheidungen über die Köpfe junger Leute hinweg getroffen, fügte Kohlgraf hinzu. “Als Pax-Christi-Präsident hinterfrage ich die Werbung für das Soldat-Sein als etwas vermeintlich Normales. Es geht ja nicht einfach um einen spannenden Beruf, sondern im Ernstfall auch um das Töten und Getötetwerden”, betonte Kohlgraf. Pax Christi habe sich deswegen stets gegen Werbung an Schulen ausgesprochen.
Auf ihrer in der kommenden Woche beginnenden Herbstvollversammlung in Fulda wollen die katholischen Bischöfe auch über eine geplante Stellungnahme zum Wehr- und Freiwilligendienst beraten.