Kirchen schockiert über Attacke vor Synagoge in Hamburg

„Wir müssen immer wieder zusammenstehen gegen Antisemitismus“, twittert Nordkirchen-Landesbischöfin Kühnbaum-Schmidt. Ein jüdischer Student ist am Sonntag bei einer Attacke schwer verletzt worden.

Die Polizei hat am 4. Oktober 2020 den Tatort abgesperrt
Die Polizei hat am 4. Oktober 2020 den Tatort abgesperrtTimo Teggatz

Hamburg. Bischöfin Kirsten Fehrs hat den Angriff auf einen Studenten vor einer Hamburger Synagoge scharf verurteilt. „Fast ein Jahr nach dem Anschlag von Halle zeigt die Tat, wie verbreitet und wie gefährlich der Antisemitismus weiterhin ist. Als Hamburger Religionsgemeinschaften sagen wir: In Gedanken und Gebeten sind wir bei unseren jüdischen Geschwistern. Wir stehen zusammen gegen Antisemitismus und jede Form von Hassverbrechen“, sagte sie als Vorsitzende des Interreligiösen Forums.
Vor der Synagoge Hohe Weide im Hamburger Stadtteil Eimsbüttel war am Sonntag ein Mann angegriffen und offenbar mit einem Klappspaten schwer verletzt worden.

Wie die Polizei mitteilte, wurde der 29 Jahre alte mutmaßliche Täter mit militärischer Kleidung von Beamten des Objektschutzes festgenommen. Das 26-jährige Opfer konnte sich in Sicherheit bringen und wurde bis zum Eintreffen der Rettungskräfte von Passanten erstversorgt. Er wurde mit Kopfverletzungen in ein Krankenhaus eingeliefert. Hintergründe der Tat waren zunächst unklar. Der Staatsschutz hat die Ermittlungen übernommen.

Besserer Schutz gefordert

Kristina Kühnbaum-Schmidt, Landesbischöfin der Nordkirche, meldet sich auf Twitter zu Wort: „Wir müssen immer wieder zusammenstehen gegen Antisemitismus – damit Jüdinnen und Juden in Sicherheit leben können!“, schreibt sie in dem Kurzmitteilungsdienst. Sie wünsche dem jüdischen Studenten, der „aus offenbar antisemitischer Motivation“ angegriffen und verletzt wurde, gute Genesung.


Das Internationale Auschwitz Komitee fordert einen besseren Schutz jüdischer Einrichtungen in Deutschland. „Für Überlebende des Holocaust ist es ein zutiefst bedrückender Gedanke, dass jüdische Menschen und jüdische Einrichtungen in Deutschland offensichtlich immer noch nicht ausreichend geschützt werden können und der Täter sich der Synagoge und seinem Opfer nähern konnte“, erklärte Christoph Heubner, Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees. Für den Vorstand der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschland erklärte Rabbiner Avichai Apel: „Jüdisches Leben insgesamt muss hierzulande besser geschützt werden.“

Die Orthodoxe Rabbinerkonferenz Deutschland (ORD) erklärte, der Angriff in Hamburg sei ein erneuter Schock für die jüdische Gemeinde in Deutschland. „Es ist unerträglich zu erleben, dass sich Hass und Gewalt gegen Juden immer wieder auf deutschen Straßen entlädt und das ausgerechnet während der höchsten jüdischen Feiertage sowie ein Jahr nach dem schrecklichen Attentat von Halle“, erklärte der Frankfurter Rabbiner Avichai Apel. Jüdisches Leben in Deutschland müsse besser geschützt werden. (tt/epd/KNA)