Kirchen-Initiative verkündet elf Gebote für Anstand im Internet

Wie gelingt Kommunikation im Web, ohne dass Beleidigungen an der Tagesordnung sind? Dazu hat die ökumenische Aktion „#anstanddigital“ ihre Ideen präsentiert – mit prominenter Unterstützung aus der Politik.

Sitthiphong / Fotolia

Berlin. Die ökumenische Initiative „#anstanddigital“ hat „11 Gebote für Haltung und Respekt im Netz“ vorgestellt. In der Berliner Katholischen Akademie präsentierte Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) die Empfehlungen für das Kommunikationsverhalten im Internet. Sie hatte das Projekt der Akademie und des Kulturbüros der Evangelischen Kirche in Deutschland gefördert. Dazu fanden 2020 Workshops und Umfragen statt.

Die Gebote mit erklärenden Kommentaren treten dafür ein, in den Sozialen Medien unangemessene Empörung und „vorschnelle moralische Urteile“ zu unterlassen sowie sich „mit Äußerungen im Netz Zeit zu lassen“. Sie werben für eine sachliche Debatte und wenden sich dagegen, „fragwürdige Inhalte im Internet zu rasch und ohne Prüfung zu teilen und zu verbreiten“.

Auch den Widerspruch schätzen

Wer digital unterwegs sei, solle „das Gegenüber im Netz respektieren“ und „sich auf das, was man sagt und schreibt“, auch persönlich ansprechen lassen sowie „Widerspruch schätzen“. Eine Haltung des Besserwissens sei abzulegen, um sich „schämen zu können“, zugleich aber auch „dem Anderen Scham zu ersparen und Schamgefühle anderer zu respektieren“.

Monika Grütters
Monika GrüttersRolf Zöllner / epd

Bei der Vorstellung kritisierte Grütters, in den Sozialen Medien seien „Verunglimpfung und Beleidigung an der Tagesordnung“. Angesichts dessen seien die Gebote „Leitplanken für ein menschliches Miteinander und eine demokratische Streitkultur im digitalen Raum“. Das Projekt zu deren Formulierung habe großes Interesse und Beteiligung weit über den kirchlichen Raum hinaus gefunden, so die Bundeskulturbeauftragte.

Die „11 Gebote“ sind das Ergebnis eines mehrmonatigen Debattenprozesses, initiiert durch den Direktor der Katholischen Akademie, Joachim Hake, und den Kulturbeauftragten der Evangelischen Kirche in Deutschland, Johann Hinrich Claussen.

„Gelungener Aufschlag“

Im Rahmen der Diskussionsreihe erörterten unter anderem Journalisten, Schriftsteller, Ethik- und Social-Media-Experten sowie interessierte Bürger, wie eine Verständigung über Umgangsformen in der digitalen Debattenkultur aussehen kann.

Der Journalist und Netzaktivist Markus Beckedahl begrüßte die „11 Gebote“ als einen „gelungenen Aufschlag“. Er wünsche sich schon lange mehr Engagement der Kirchen im digitalen Prozess. Die Kommunikation im Netz müsse noch gelernt werden. Die Schriftstellerin Nora Bossong betonte, die „11 Gebote“ handelten vom „Fundament unserer Demokratie“.

Nicht in Stein gemeißelt

Akademie-Direktor Hake sagte, es gehe es um grundlegende Anstandsgebote und -regeln für eine demokratische und digitale Kultur: „Es geht nicht um bloße Etikette, Benimmregeln oder Manieren.“ Die Gebote seien dabei nicht „in Stein gemeißelt“, aber forderten Beachtung und Aufmerksamkeit und lebten von freiwilliger Umsetzung. (KNA/epd)