„Kirche muss auf Missstände aufmerksam machen“

Die religionspolitische Sprecherin der SPD, Kerstin Griese, hat eine klare Forderung an Kirche und Diakonie.

Die Diakonie-Vorstände Uwe K Kollmann (v. l.) und Thomas Feld begrüßten gemeinsam mit Bischof Jan Janssen (rechts) Gastrednerin Kerstin Griese
Die Diakonie-Vorstände Uwe K Kollmann (v. l.) und Thomas Feld begrüßten gemeinsam mit Bischof Jan Janssen (rechts) Gastrednerin Kerstin GrieseKerstin Kempermann

Oldenburg. Die Sozialexpertin und religionspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Kerstin Griese, hat die Kirchen und die Diakonie aufgerufen, weiterhin als "Stimme der Bedrängten" auf soziale Missstände aufmerksam zu machen. Die soziale Arbeit der Kirchen und ihrer Wohlfahrtsverbände sei unverzichtbar, sagte sie in Oldenburg beim "Abend der Begegnung" der Diakonie im Oldenburger Land. Bei allen sozialen Frage seien Kirche und Diakonie entscheidende Partner der Politik.
Zu den größten Herausforderungen der Sozialverbände gehöre die Integration von Flüchtlingen, sagte Griese, die auch dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland angehört. Dazu seien Sprache, Bildung und Arbeit nötig. Insbesondere in den ländlichen Gebieten habe sich eine enge Zusammenarbeit von Kommunen, Diakonie und Kirchengemeinden bewährt.
Kerstin Griese warb für eine religiöse Vielfalt. Die Muslime und ihr Glaube gehörten zu Deutschland. Die Politikerin appellierte an die Diakonie, sich der Debatte um nichtchristliche Mitarbeiter zu stellen. Das kirchliche Arbeitsrecht und die Loyalitätsrichtlinien müssten überdacht und weiter geöffnet werden. Bisher müssen alle Beschäftigte der Diakonie einer christlichen Kirche angehören. Außerdem müsse sich die Diakonie mit der Idee eines muslimischen Wohlfahrtsverbandes auseinandersetzen, "denn der Bedarf ist wahrnehmbar".

Nicht die Armen und Arbeitslosen vergessen!

Bei allem Engagement in der Flüchtlingsfrage dürften die armen Menschen und Langzeitarbeitlosen im Land nicht vergessen werden. Es sei richtig, viel Zeit, Geld und Energie in die Integration von Flüchtlingen zu investieren. Doch benötigten Menschen, die hier aufgewachsen sind, nicht weniger Hilfe, sagte Griese. Es sei eine Aufgabe der Kirche und der Diakonie, wachsam zu bleiben: "Sie sind selber politischer Akteur in den Debatten über die richtige Politik gegen Armut und Langzeitarbeitslosigkeit, für bessere Pflege und Betreuung."
Ausdrücklich würdigte Griese die Diakonie als großen Arbeitgeber. Nach jahrelangem Streit seien die Gewerkschaft ver.di und die Diakonie in Niedersachsen aufeinanderzugegangen. "Eine Erfolgsgeschichte nach schwerem Streit. Es geht also doch." Sie hoffe immer noch, dass es in Niedersachsen zu einem Branchentarif "Soziales" kommt. Im Januar war der Versuch, in einem ersten Schritt einen allgemeinverbindlichen Tarifvertrag für alle Azubis in der Pflege zu beschließen, am Veto der Arbeitgeber gescheitert. (epd)