Im vergangenen Jahr sind in Hessen 5.270 Fälle von Erwerb, Besitz und/oder Verbreitung von Kinder- und Jugendpornografie in der Polizeilichen Kriminalstatistik erfasst worden. Die Tatverdächtigen seien zu 52,9 Prozent jünger als 21 Jahre gewesen, teilten das Landeskriminalamt Hessen und die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main am Mittwoch mit.
16,7 Prozent der Verdächtigen seien Kinder gewesen, 26,4 Prozent Jugendliche und 9,8 Prozent Heranwachsende. Auch bei 1.159 registrierten Fällen von sexuellem Missbrauch an Kindern und Jugendlichen seien 35,2 Prozent der Tatverdächtigen jünger als 21 Jahre gewesen (10,3 Prozent Kinder, 17 Prozent Jugendliche, 7,9 Prozent Heranwachsende). Im deutschen Strafrecht sind Kinder unter 14 Jahre, Jugendliche zwischen 14 und 17 und Heranwachsende zwischen 18 und 21 Jahre alt.
„Minderjährige Tatverdächtige handeln teilweise aus Unwissenheit, etwa wenn sie strafrechtlich relevante kinderpornografische Inhalte über soziale Medien oder Messenger unreflektiert verbreiten“, heißt in der Mitteilung. Auch Jugendliche und Heranwachsende, die sexualisierte Fotos und Videos aus freien Stücken aufnehmen oder sie herunterladen und teilen, könnten sich strafbar machen.
Im Jugendstrafverfahren stehe der Erziehungsgedanke im Vordergrund, deshalb sei eine schnelle Reaktion wichtig. Ziel sei es, jungen Menschen Fehlverhalten deutlich zu machen und sie zu sensibilisieren. Bei einsichtigen Jugendlichen reiche oft ein Erziehungsgespräch und das Löschen der strafrechtlich relevanten Inhalte. Allerdings könnten auch Durchsuchungen zur Sicherstellung von Beweismitteln und schärfere Sanktionen erforderlich werden, teilen Generalstaatsanwaltschaft und Landeskriminalamt mit.
Zwischen dem 30. Juni und dem 4. Juli habe den Angaben zufolge die Polizei 59 Wohnungen und Häuser in Hessen durchsucht, 460 Gegenstände wie etwa Speichermedien sichergestellt und neun Beschuldigte auf Polizeidienststellen vernommen. Den Einsatz zur Bekämpfung von Kindesmissbrauch und Kinderpornografie habe das Hessische Landeskriminalamt koordiniert.
Den 57 Beschuldigten, davon 52 Männer und 5 Frauen im Alter von 15 bis 71 Jahren, werden den Angaben zufolge überwiegend die Herstellung, der Besitz und die Verbreitung von Kinder- und Jugendpornografie zur Last gelegt. In zwei Fällen gehe es um den Vorwurf des sexuellen Missbrauchs von unter 18-Jährigen. „Nach jetzigem Stand der Ermittlungen stehen die Beschuldigten untereinander nicht im Austausch“, heißt es in der Mitteilung.
Die Beamten haben Wohnungen in Frankfurt und Offenbach durchsucht, in Fulda, Gießen, Hanau, Kassel und Wiesbaden. Auch Objekte in den Landkreisen Bergstraße, Darmstadt-Dieburg, Gießen, Groß-Gerau, Hersfeld-Rotenburg, Hochtaunus, Kassel, Lahn-Dill, Limburg-Weilburg, Main-Kinzig, Main-Taunus, Marburg-Biedenkopf sowie Offenbach standen auf der Liste der Polizei.