Kinder und Handy: Medienpädagoge warnt vor Verboten

Wie bringt man Kindern den richtigen Umgang mit dem Smartphone bei? Ein Bremer Medienpädagoge hält nichts von Verboten und empfiehlt Eltern und Lehrern, frühzeitig Medienkompetenz aufzubauen.

Medienpädagoge Markus Gerstmann warnt davor, den Umgang von Kindern und Jugendlichen mit digitalen Geräten wie Smartphones über Verbote zu regulieren
Medienpädagoge Markus Gerstmann warnt davor, den Umgang von Kindern und Jugendlichen mit digitalen Geräten wie Smartphones über Verbote zu regulierenImago / Westend61

Der Bremer Medienpädagoge Markus Gerstmann warnt davor, den Umgang von Kindern und Jugendlichen mit digitalen Geräten wie Smartphones über Verbote zu regulieren. „Das macht das Handy zu einem heiligen Gegenstand, der für Kinder erst recht attraktiv ist“, sagte Gerstmann dem Bremer Weser-Kurier. „Ich möchte, dass Kinder selbstständig werden, dass sie kreativ etwas mit Medien machen und sie nicht nur zum Konsumieren nutzen, um sich zum Beispiel Videos anzuschauen.“

Es könne deshalb sinnvoll sein, zwischen Kreativ-Medienzeit und Konsum-Medienzeit zu unterscheiden, erklärte der 59-jährige Pädagoge, der Eltern und Lehrer zur Mediennutzung berät. Gerstmann sagte aber auch, wenn Kinder zu viel Zeit am Handy oder Tablet verbringen würden, werde es gefährlich. „Gerade für kleine Kinder ist es wichtig, dass sie viele sinnliche und haptische Erfahrungen machen und sich draußen bewegen.“ Dafür müssten Eltern gute Spielangebote machen: „Sie legen die Ankerpunkte für eine gute Entwicklung des Kindes.“

Handys als Teil des Alltags

Für ältere Kinder könnten digitale Medien ein Teil des Alltags sein, „aber sie dürfen eben nicht alles werden“. Hier für ein Gleichgewicht zu sorgen, das sei eine Herausforderung für Eltern. Mit Blick auf die Nutzung sozialer Medien bekräftigte Gerstmann, Eltern sollten sich von den Kindern zeigen lassen, was sie tun. „Unser Ansatz in Workshops ist: Erzähl mir von deiner Welt, ich höre dir zu. Und ich stelle dir dazu auch ein paar interessierte Fragen.“

Von vernetztem Spielzeug mit Bluetooth-Schnittstellen hält der Bildungsreferent gar nichts. „Wenn ein Spielzeug mit dem Internet verbunden ist und Töne oder Bilder aus dem Kinderzimmer aufzeichnet und in die weite Welt sendet, sehe ich das sehr kritisch. Denn das ist im Prinzip eine Abhörfunktion, und möglicherweise können auf die Daten auch Dritte zugreifen.“