Kiels ältester Kunstschatz sucht Unterstützer

Trotz finanzieller Unterstützung vom Bund fehlt der Kirchengemeinde in Kiel knapp 400.000 Euro für die aufwendige Sanierung ihrer St.-Nikolai-Kirche mit dem prächtigen Flügelaltar. Eine Fundraising-Kampagne soll nun helfen, die fehlenden Mittel einzuwerben.

Kümmern sich um den Erhalt von St. Nikolai: Heiko Seidel, Nicole Hansen, Maren Schmidt und Markus Freitag (v.l.).
Kümmern sich um den Erhalt von St. Nikolai: Heiko Seidel, Nicole Hansen, Maren Schmidt und Markus Freitag (v.l.).epd/Thorge Rühmann

Kiel. Beeindruckend ist er, der Flügelaltar in der St.-Nikolai-Kirche am Alten Markt in Kiel. Wann immer die Kirche geöffnet und der Altarraum zugänglich ist, zieht das Meisterwerk von 1460 mit seinen filigran geformten Figuren den Blick an. Doch Feuchtigkeit und UV-Licht haben ihm zugesetzt – jetzt soll er grundlegend restauriert und die Kirche klimatisch angepasst werden.

Hilfe vom Bund reicht nicht aus

Mitte Mai kam die gute Nachricht: Der Haushaltsausschuss des Bundestags sagte 545.000 Euro aus dem Denkmalschutzsonderprogramm für die Sanierung zu. Bevor die Sanierung beginnen kann, gilt es noch eine Herausforderung zu bewältigen: Kirchengemeinde und -kreis müssen als Auflage noch einmal dieselbe Summe aufbringen. Das sei auch bereits bei der Antragstellung klar gewesen, so Maren Schmidt, die als Pastorin seit zwei Jahren in St. Nikolai arbeitet. „Aber jetzt sind die Karten neu gemischt, weil schon mehr als die Hälfte der Finanzierung steht“, sagt sie. Mit rund 130.000 Euro hat die Gemeinde bereits einen Teil der zu beschaffenden Summe eingeworben; hauptsächlich durch eine Fundraising-Kampagne zur Rettung des Altars, Kiels ältestem Kunstschatz.

Schwere Beschädigungen am Altar nach letzten Baumaßnahmen

Restaurator Markus Freitag führt seit 25 Jahren kleinere Reparaturen daran aus. „Jetzt wollen wir darüber hinaus“, sagt er, „es geht nicht nur mehr um ästhetische Verbesserungen, sondern darum, den Altar in seiner Substanz zu konsolidieren.“ Erschaffen wurde das Kunstwerk ursprünglich für das Kieler Kloster. Erst im 16. Jahrhundert gelangte es in die St.-Nikolai-Kirche. Am schwersten beschädigt wurde der Altar, als er nach der Auslagerung zurück in die wiederaufgebaute und beheizte St.-Nikolai-Kirche gebracht wurde. Dabei seien die Farbaufträge und Schnitzereien entscheidend in ihrer Struktur geschwächt worden, so Freitag. „Es ist wichtig, dass man den Kirchraum so gestaltet, dass der sehr sensible Altar jetzt in ein Milieu kommt, das unsere Restaurierung auf die nächsten Jahre sichert.“

Raumklima muss für den Altar optimiert werden

Das ist Aufgabe von Architekt Heiko Seidel. „Die großen Fenster im Chorraum machen einen Teil des Charmes der Kirche aus“, sagt er. Doch sie seien nicht winddicht genug, um die Kirche und die Kunstwerke zu schützen; zu groß sind die Unterschiede von Temperatur und Luftfeuchtigkeit im Sommer und Winter. Nun werden die Fensterfugen abgedichtet und mittels spezieller Folien der UV-Lichtanteil reduziert. Mit einem Luftschleier soll zudem der Chorraum vom übrigen Kirchraum „getrennt“ und so gezielt reguliert werden können. Insgesamt gehe es darum, ein stabiles Mikroklima rund um den Altar zu schaffen.

Fundraising, Patenschaften und Spenden

Die Sanierung ist derzeit für den Zeitraum zwischen März und Weihnachten 2022 geplant. In den kommenden sechs bis neun Monaten wolle man deshalb das fehlende Geld einwerben, so Seidel. Dazu stimmt sich die Gemeinde eng mit dem Kirchenkreis ab. Die Gemeinde wolle die Fundraising-Kampagne ausbauen und verschiedene potenzielle Großspender ansprechen, so Nicole Hansen, Vorsitzende des Kirchengemeinderats. Auch sind Patenschaften für Teile des Altars denkbar, die gegen eine bestimmte Spendensumme vergeben werden könnten. Denn: Viele Kieler würden bestimmte Stationen in ihrem Leben mit dem Altar verknüpfen, erläutert Pastorin Schmidt. Für sie ist der Altar „eben nicht nur ein musealer Kunstgegenstand, sondern ein Altar, der in Gebrauch ist und den Leuten spirituell etwas bedeutet“.