Kein Sex? Kein Problem! Das ist die Botschaft der Buchautorin Maria Popov. Für mangelndes Interesse an Sex muss sich niemand rechtfertigen, fordert sie in einem Interview.
Menschen ohne Interesse an Sex brauchen in der Gesellschaft mehr Akzeptanz. Das fordert Maria Popov, Autorin des Buches “Kein Bock Club: Warum wir auch mal keine Lust auf Sex haben”. “In unserer Gesellschaft scheint es immer noch total skandalös zu sein, wenn jemand sagt: Für mich ist Sex einfach nicht so besonders”, sagte sie im Interview mit der “Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung” (Wochenendausgabe). Statt Mitleid oder Kritik brauche es “den Gedanken, dass das okay ist”.
Ein vermindertes sexuelles Interesse oder Asexualität sei, so Popov, weder notwendigerweise eine körperliche Funktionsstörung, aber vor allem “gar kein Problem”. Auch umfasse Intimität viel mehr als Sex. “Aber wir leben in einer Gesellschaft, die so tut, als würde regelmäßiger Sex zu jedem gesunden Menschen und zu jeder gesunden Beziehung dazugehören. Aber das hat mit der gelebten Realität wenig zu tun”, sagte Popov.
Ein weiterer Kritikpunkt der Autorin: die unterschiedliche Behandlung und Darstellung von Sexualität. “Noch in den Fünfzigerjahren wurden Frauen durch den Begriff der ‘Frigidität’ pathologisiert und mit Hormontherapien und Elektroschocks behandelt.” Im rechten Diskurs dominiere, so Popov, heute das Bild der Frau als Mutter und Person, die das männliche Begehren stillen soll. “Weiße Männer” hätten es angeblich verdient, “dass ihre Erregung immer im Orgasmus endet”. Männer mit Rassismuserfahrung würden anders bewertet. “Männer of Color werden häufig als ‘von Testosteron getriebene Migranten’ dargestellt und kriminalisiert”.