Katholischer Priester in Belarus für Landesverrat vor Gericht
Machthaber Alexander Lukaschenko unterdrückt in Belarus seit Jahren auch Geistliche. Jetzt klagt sein Regime einen katholischer Priester des mutmaßlichen Landesverrats an. Ende November soll der Prozess beginnen.
In Belarus steht bald ein katholischer Priester wegen Landesverrats vor Gericht. Der Prozess gegen den Pfarrer Henryk Akalatowitsch soll am 25. November vor einem Bezirksgericht in der Hauptstadt Minsk beginnen, wie das belarussische Menschenrechtszentrum Wjasna mitteilte. Ihm droht demnach eine Haftstrafe von sieben bis 15 Jahren und eine hohe Geldstrafe.
Welches Staatsgeheimnis der 64-jährige Geistliche verraten haben soll oder für welchen ausländischen Staat er gearbeitet haben soll, ist nicht bekannt. Er bezeichnet sich als unschuldig, heißt es lediglich.
Akalatowitsch leitete bis zu seiner Festnahme am 16. November 2023 eine Pfarrei in der Kreisstadt Waloschyn in der Region Minsk. Während der langen Untersuchungshaft gab es Sorgen um seine Gesundheit. Kurze Zeit vor seiner Verhaftung hatte er den Angaben zufolge einen Herzinfarkt erlitten. Zudem war er wegen einer Krebserkrankung am Magen operiert worden. Der Priester wurde in Belarus geboren und hat die Staatsbürgerschaft des Landes. Er soll polnische Wurzeln haben.
Die Menschenrechtsorganisation Wjasna zählt Akalatowitsch zu den aktuell 1.275 politischen Gefangenen im autoritär regierten Belarus. Auch Wjasna-Gründer und Friedensnobelpreisträger Ales Bjaljatzki ist seit mehr als drei Jahren inhaftiert. Ein anderer katholischer Geistlicher, Pater Andrzej Juchniewicz, sitzt seit einem halben Jahr im Gefängnis. Er ist Vorsitzender der nationalen katholischen Ordenskonferenz. Auch ihn stufen Menschenrechtler als politischen Gefangenen ein. Der Europarat und das Europäische Parlament forderten Machthaber Alexander Lukaschenko wiederholt dazu auf, alle Personen aus politischer Haft freizulassen.
Wegen der massiven staatlichen Repression halten sich die katholischen Bischöfe in Belarus mit Kritik an Menschenrechtsverletzungen zurück. Zum Fall Akalatowitsch äußerten sie sich bisher nicht in der Öffentlichkeit. Die Behörden des Landes gingen mehrmals auch gegen die katholische Kirche vor, der etwa zehn Prozent der Belarussen angehören. Seit mehr als zwei Jahren wird den Katholiken die Nutzung einer bedeutenden Kirche am Unabhängigkeitsplatz in Minsk verboten. Offizielle wird das mit Sicherheitsmängeln begründet.