Katholiken in schwerer See

Ruhig geht es im Erzbistum Hamburg momentan nicht zu. Das war auch mal anders. Ein Streifzug durch ein Vierteljahrhundert katholischer Geschichte im Norden.

Im Tierpark Hagenbeck segnet Erzbischof Stefan Heße im Juni 2016 das Walross "Raissa"
Im Tierpark Hagenbeck segnet Erzbischof Stefan Heße im Juni 2016 das Walross "Raissa"Stephan Wallocha / epd

Hamburg. Vor 25 Jahren wurde das Erzbistum Hamburg gegründet. Was am 7. Januar 1995 als ruhiger Stapellauf im St. Mariendom begann, hat sich zu stürmischem Wellengang entwickelt. Das Erzbistum ist überschuldet und Schulen sollen geschlossen werden. Es herrscht Priestermangel, es werden unüberschaubare Großgemeinden gegründet und der sexuelle Missbrauch durch Priester wartet auf weitere Aufklärung. Gefeiert wird eher bescheiden: Im Mariendom wird am Dienstag, 7. Januar, um 18.15 Uhr ein Gottesdienst mit anschließendem Volksfest gefeiert.

Dabei kann das Erzbistum Hamburg mit einigen Superlativen aufwarten. Es ist Deutschlands jüngste und flächenmäßig größte Diözese. Neben dem Erzbistum Berlin ist es das einzige, das Landesteile in Ost und West umfasst: Neben Hamburg und Schleswig-Holstein gehört auch Mecklenburg dazu. Anders als bei den Prostestanten im Norden zählt Vorpommern zu Berlin.

Unterstützung für den Hamburger SV

Ludwig Averkamp, Bischof in Osnabrück, wurde mit Gründung des Erzbistums erster Hamburger Erzbischof nach der Reformation. Doch im öffentlichen Leben zeigte er sich nur selten. Das Gesicht der katholischen Kirche blieb Weihbischof Hans-Jochen Jaschke, der seit 1988 im Bistum Osnabrück für Hamburg und Schleswig-Holstein zuständig war. Er stellte sich in Talkshows tapfer auch kritischen Fragen, war bei allen wichtigen Empfängen präsent und pflegte ein gutes Verhältnis zu seiner evangelischen Amtsschwester Maria Jepsen. Vor zwei Jahren trat er mit 75 Jahren in den Ruhestand.

Anfang 2013 nahm Erzbischof Werner Thissen aus dem Bistum Münster auf Ansgars Stuhl Platz. Der Theologe vom Niederrhein war ausgesprochen volksnah und belebte zudem die Fußball-Welt. Er hätte sich auch eine Karriere als Profi-Fußballer oder Trainer vorstellen können, verriet er einmal. Von ihm stammt ein kleines Buch mit Fußball-Gebeten, und behauptet wurde, dass der HSV kein Spiel verliert, wenn der Erzbischof im Stadion dabei ist.

Keine Kölsche Leichtigkeit

Seit März 2015 ist der gebürtige Kölner Stefan Heße Oberhirte im Norden. Er war bei seinem Amtsantritt mit 48 Jahren der jüngste katholische Bischof in Deutschland. Beobachter haben zuweilen den Eindruck, dass ihm die Kölsche Leichtigkeit im Norden fehlt. Kein Bischof steht derzeit so unter öffentlichem Beschuss wie Heße. Sein Erzbistum ist stark überschuldet, vor allem weil für die Pensionen der Lehrkräfte an den katholischen Schulen über Jahre hinweg keine Rücklagen gebildet wurden.

Von den knapp 400.000 Mitgliedern leben rund 185.000 in Hamburg, 170.000 in Schleswig-Holstein und 40.000 in Mecklenburg. Vor allem in Hamburg ist das Erzbistum international: Insgesamt werden hier 171 Nationen gezählt. 77.000 haben einen nicht-deutschen Pass. Die größte Gruppe stellen die Polen (34.500) vor den Portugiesen (6.900) und den Italienern (6.700). 157 Priester sind aktiv im Dienst, 81 Priester im Ruhestand. Zum Erzbistum zählen außerdem 29 Orden mit 48 Niederlassungen, in denen 72 Nonnen und Ordensmänner leben. (epd)