Käßmann ruft zum Einsatz für Frieden auf

„Wir können das Leid nicht bequem auf andere abwälzen“, sagte die Theologin, die eine deutliche Warnung an die Wohlstandsgesellschaft aussprach.

"Über Grenzen gehen, um für Frieden zu sorgen" – Margot Käßmann während ihrer Predigt in der Marktkirche von Hannover
"Über Grenzen gehen, um für Frieden zu sorgen" – Margot Käßmann während ihrer Predigt in der Marktkirche von HannoverStefan Heinze / epd

Hannover. Die Theologin Margot Käßmann hat dazu aufgerufen, sich stärker für den Frieden einzusetzen. "Wir können das Leid unserer Tage nicht bequem auf andere abwälzen", sagte die EKD-Botschafterin für das Reformationsjubiläum 2017 am Sonntag in einem ökumenischen Gottesdienst in der Marktkirche von Hannover. "Wenn der Wille zum Frieden schwach ist, ist der Wille zu Macht und das Verdienen an Waffenexporten aber groß." Käßmann sprach anlässlich der bundesweiten "Woche der Brüderlichkeit", die am Sonntag von Bundespräsident Joachim Gauck in Hannover eröffnet worden ist.
Sich für den Frieden einzusetzen, könne bedeuten, gegen Rassisten und Hetzer die Stimme zu erheben, sagte die ehemalige EKD-Ratsvorsitzende laut Redemanuskript. Es könne ebenfalls bedeuten, Geflüchtete zum Essen einzuladen oder ihnen beim Deutschlernen zu helfen: "Das kann bedeuten, über Grenzen zu gehen, um für Frieden zu sorgen." Dass viele Menschen in den Kirchengemeinden die Haltung der Barmherzigkeit in die Tat umsetzten, sei ein Hoffnungszeichen.

Vom Glück der Wohlstandsgesellschaft

Derzeit konzentrierten sich die Menschen jedoch zu oft auf Probleme, um dann von einer "Gedanken- und Handlungsstarre" erfasst zu werden, kritisierte die frühere hannoversche Landesbischöfin. "Besorgte Bürgerinnen und Bürger" starrten allein auf ihren Wohlstand: "Aber sie überlegen nicht, wie sie denn leben wollen in Verantwortung in einer globalisierten Welt."
Die Wohlhabenden und die Armen in der Welt unterschieden sich nicht dadurch, dass manche mehr und manche weniger leisteten, mahnte Käßmann. Der einzige Unterschied liege darin, dass die einen das Glück gehabt hätten, in eine Wohlstands- und Friedensgesellschaft hinein geboren zu werden, die anderen in eine Gesellschaft von Armut und Krieg.
Bei der "Woche der Brüderlichkeit" finden bundesweit Veranstaltungen zur Verständigung zwischen Juden und Christen statt. Zum Auftakt in Hannover erhält der jüdische Professor und Publizist Brumlik (68) die Buber-Rosenzweig-Medaille der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit. (epd)