Jüdische Gemeinde widerspricht Kritik an Synagogen-Aufbau

Durch den Neubau werde die Erinnerung an die Nazi-Zeit erschwert, monieren die Kritiker. Das Argument weist die Gemeinde zurück.

Norbert Neetz / epd

Berlin/Hamburg. Die Jüdische Gemeinde in Hamburg hat Kritik am geplanten Wiederaufbau der Bornplatz-Synaoge nach historischem Vorbild widersprochen. „Unseren Wunsch nach einem Wiederaufbau der Bornplatz-Synagoge teilen überwältigend viele Menschen“, sagte der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, Philipp Stricharz, am Mittwoch der „Jüdischen Allgemeinen“. Die überwiegende Mehrheit der Hamburger – jüdisch oder nichtjüdisch – sei der Meinung, dass der Wiederaufbau der Synagoge, die der Gemeinde von den Nazis genommen wurde, ermöglicht werden solle.

Einige Historiker und Experten aus der Kunst- und Kulturszene hatten sich gegen den geplanten Wiederaufbau der Hamburger Bornplatz-Synagoge nach historischem Vorbild ausgesprochen. In einer Stellungnahme fordern sie „einen breiten, offenen Diskurs“ über das Projekt.

Intensive Gespräche angekündigt

Die Kritiker argumentieren, dass durch den Wiederaufbau die Leerstelle im Stadtbild wegfallen und so die Erinnerung an die Zerstörung des Gotteshauses durch die Nazis und den späteren Abriss erschwert werde. Zeitgenössische Neubauten von Synagogen in Konstanz, Gelsenkirchen, München oder Dresden zeigten, wie jüdische Gemeinden ihre Bedürfnisse in einer zeitgemäßen Architektur umsetzen könnten, die ihre Entstehungszeit reflektiere.

„Mir persönlich ist zunächst einmal wichtig, was die Hamburger Juden und deren demokratisch gewählte Vertreter wünschen“, sagte Stricharz der Zeitung. Würde man Plätze leer und Gebäude zerstört lassen, um an die Verbrechen der Nazis zu erinnern, würde es heute keine Schule und keinen Kindergarten in der ehemaligen Talmud-Tora-Realschule neben dem Bornplatz geben, betonte der Gemeinde-Vorsitzende. Er kündigte an: „Wir werden intensiv mit denjenigen, die unsere Gemeinde beim Wiederaufbau unterstützen, über das Wie des Aufbaus ins Gespräch gehen.“

Prominente Unterstützer

Die Hamburgische Bürgerschaft hatte sich im Februar für den Neubau eines jüdischen Gotteshauses an der Stelle der 1906 eröffneten Bornplatz-Synagoge ausgesprochen. Er soll sich architektonisch an dem Vorgängerbau orientieren. Kürzlich hatte der Bundestag Mittel in Millionenhöhe für das Projekt freigegeben. Seit einigen Wochen läuft in Hamburg auch eine Kampagne für den Wiederaufbau. Zu den Unterstützern zählen der Erste Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD), Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) und Hamburgs Erzbischof Stefan Heße. (KNA)