Im kirchlichen Umfeld verwurzelt: Die Journalistin Georgine Kellermann fühlt sich trotz lehramtlicher Vorbehalte in der Kirche zuhause. Die Transfrau spricht über Empathie, Kirche und Identität.
Die Journalistin und Transfrau Georgine Kellermann hat sich nach eigenem Bekunden im kirchlichen Umfeld immer wohl gefühlt. Trotz aller lehramtlichen Schwierigkeiten mit dem Thema Transidentität habe sie im kirchlichen Umfeld schon als Jugendliche Freunde und Freundinnen gehabt, mit denen sie noch heute befreundet sei, sagte sie in der aktuellen Folge des katholischen Podcasts “Himmelklar”. Diese jungen Leute hätten damals schon gewusst, dass sie sich als Frau gefühlt habe – und hätten sie nicht be- oder verurteilt. Für sie habe der Mensch im Vordergrund gestanden.
Sie denke, dass Empathie viel mit christlicher Erziehung zu tun habe, so Kellermann. Was nicht heißen solle, dass das bei Muslimen anders sei: “Ich weiß, dass es im Islam genauso empathische Menschen gibt wie im Christentum.” Der damalige WDR-Journalist Kellermann machte 2019 nach mehr als 60 Jahren öffentlich, dass er eine Transfrau ist. “Der große, überwiegende Teil der Menschen, denen ich begegne, unterstützt mich und sagt, es ist gut, dass du bist, wie du bist.”
“Dass der liebe Gott die falsche Verpackung für mich ausgesucht hat, das nehme ich ihm bis ans Ende meines Lebens übel”, sagte Kellermann. Darüber müsse sie mit Gott noch einmal reden, wenn es ihn gebe. Doch sie nimmt es offenbar locker: “Na, das ist ja die Natur, und das passiert halt.” Immer mehr Forschende sagten heute, “das Geschlecht sitzt nicht zwischen den Beinen, sondern es sitzt zwischen den Ohren. Und an mir merke ich doch, wie richtig das ist.”
Die Journalistin sagte, sie stelle sich Gott so vor, wie er aus ihrer Sicht sein sollte – empathisch: “Wenn es Gott gibt, dann bin ich doch auch ein Kind Gottes. Und wenn ich das bin, dann hat er mich so gemacht. Sorry, da kann, glaube ich, niemand dran rütteln, wenn er gläubig ist.”
Kellermann wünscht sich, dass die Kirche Transsexuellen gegenüber offener wird. Trotzdem dürfe die Kirche “keine Zeitgeistveranstaltung” sein. Denn: “Dann müsste sie alle drei Jahre ihre Philosophie wechseln. Das kann ich mir gar nicht vorstellen.” Doch wenn die Kirche dem Anspruch gerecht werden wolle, für die Menschen da zu sein, müsse sie sich auch um alle Menschen kümmern. “Und wenn wir da rausgehen, haben wir nicht Schwarz und Weiß und Mann und Frau, sondern wenn wir da rausgehen, haben wir ein breites Spektrum von Menschen. Und die sollten doch alle in der Kirche aufgenommen sein.”