Jetzt kann die Sanierung endlich starten

Einem Touristen fiel 2012 der erste Riss im Mauerwerk der Lübecker St.-Marien-Kirche auf. Die Türme wurden aus Sicherheitsgründen eingerüstet. Nun kann die Sanierung beginnen.

Marienpastor Robert Pfeifer und Andreas Tech von der Kirchenbauabteilung begutachten die Schäden am Südtturm
Marienpastor Robert Pfeifer und Andreas Tech von der Kirchenbauabteilung begutachten die Schäden am SüdtturmNadine Heggen

Lübeck. Seit sieben Jahren sind die Türme der stadtbildprägenden Lübecker St.-Marien-Kirche eingerüstet. Jetzt hat endlich die Sanierung der Doppelturm-Anlage begonnen. Die Stiftung für Denkmalschutz übergab Marienpastor Robert Pfeifer den Förderbescheid über 50.000 Euro, die in die Verankerung der Eckquader der 125 Meter hohen Türme fließen sollen. Insgesamt kostet die Sanierung 1,5 Millionen Euro, den Löwenanteil von 700.000 Euro übernimmt der Bund. „Ich freue mich darauf, die schönen Türme von St. Marien bald wieder ohne Gerüst zu sehen“, sagte Pfeifer.

Die bis zu 70 Zentimeter großen Risse im Mauerwerk der Türme waren im Sommer 2012 erstmals einem Touristen aufgefallen. Der hatte von der gegenüber liegenden St.-Petri-Kirche mit einem Teleobjektiv Fotos von der Citykirche gemacht – und Pastor Pfeifer daraufhin eine E-Mail geschickt. „Wir haben die Türme sofort von Bauchfachleuten überprüfen lassen“, sagt Pfeifer. Kurz darauf fiel der erste Stein. Er war klein, fiel aber aus 60 Metern Höhe. Die Türme wurden aus Sicherheitsgründen eingerüstet.

Eine Generationenaufgabe

Nach einem aufwendigen Monitoring war der Grund für die Risse klar: Bei früheren Sanierungen wurde Zementmörtel verwendet, der sich mit dem Gipsmörtel aus dem Mittelalter nicht verträgt. Wo beide Mörtel aufeinander treffen, kommt es zu einer chemischen Reaktion. Das Gemisch geht auf wie Hefeteig und sprengt das Mauerwerk. An den Ecken der Türme wurden zudem keine Ziegelsteine, sondern Eckquader aus Granit verwendet, die sich zum Teil durch die Ausdehnung nach außen drehen. Die betroffenen Eckquader werden nun mit langen Gewindestangen verankert und die beschädigten Fassadenteile mit modernem Gipsmörtel repariert.

Die eingerüsteten Türme der St.-Marien-Kirche Foto: Nadine Heggen
Die eingerüsteten Türme der St.-Marien-Kirche Foto: Nadine HeggenNADINE HEGGEN

Dass Bauwerke wie St. Marien eine Generationenaufgabe sind und ständiger Pflege bedürfen, weiß Pastor Pfeifer. Dennoch hatte er nicht damit gerechnet, dass so schnell schon wieder eine Sanierung der Türme erfolgen muss. Die letzte Reparatur war erst 2006 abgeschlossen worden. Fugen im Mauerwerk, verwitterte Backsteine und Risse in den Strebebögen hatten Anfang 1996 die Sanierung notwendig gemacht. Seitdem war St. Marien eingerüstet. Elf Jahre lang war damals an der Kirche gebaut worden. Letztendlich war den Lübeckern der Anblick der Basilika in voller Pracht nur sechs Jahre lang vergönnt, bis das Baugerüst wieder aufgebaut werden musste.

Die nächsten Sanierungen stehen schon an

Andreas Tech von der Bauabteilung des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg rechnet damit, dass das Gerüst am Südturm bereits Mitte 2020 abgebaut werden kann. Die gesamte Baumaßnahme soll im Sommer 2021 abgeschlossen sein. Künftig soll jährlich ein Monitoring durchgeführt werden, um das Mauerwerk zu kontrollieren.

Die Verantwortlichen hoffen anschließend auf eine längere Sanierungspause an St. Marien – zumindest was die Türme betrifft. Demnächst steht nämlich eine Sanierung des Gewölbes, des Raumgerüstes, der Wand- und Pfeilerflächen sowie die Rekonstruktion der historischen Totentanz-Orgel an. (epd)