Jetzt darf die Sea-Watch 4 wieder Menschenleben retten

Erleichterung bei der EKD: Die Sea-Watch 4 kann wieder auslaufen. Seit dem vergangenen September sitzt sie im Hafen von Palermo fest – mit dubiosen Begründungen.

Die Sea-Watch 4 im Hafen von Palermo
Die Sea-Watch 4 im Hafen von PalermoThomas Lohnes / epd

Rom/Hannover. Die Sea-Watch 4 kann den Hafen von Palermo nach sechs Monaten wieder verlassen. Das Verwaltungsgericht Palermo hat nach Angaben der Seenotrettungsorganisation die Blockade des Rettungsschiffs bis zu einer Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) aufgehoben. Der EuGH soll über die von Sea-Watch in Palermo eingelegten Rechtsmittel gegen die Festsetzungen ihrer Rettungsschiffe befinden.

Das Rettungsschiff Sea-Watch 3 wartet unterdessen mit 363 Geretteten an Bord vor Sizilien weiter auf die Zuweisung eines sicheren Hafens. Unter den Schiffbrüchigen seien 47 Frauen, darunter einige Schwangere. Ein Drittel der Migranten und Flüchtlinge seien minderjährig, davon 120 ohne Begleitung.

Bedford-Strohm erleichtert

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, äußerte sich erleichtert über die Freigabe des Bündnisschiffes „Sea-Watch 4 – powered by United4Rescue“. Er sei dankbar über die Entscheidung des italienischen Gerichts. „Die Sea-Watch 4 darf jetzt wieder auslaufen. Und das ist auch dringend nötig“, so Bedford-Strohm.

Flüchtlinge an Bord der Sea-Watch 4 im August 2020
Flüchtlinge an Bord der Sea-Watch 4 im August 2020Thomas Lohnes / epd

Allein in den ersten Wochen dieses Jahres seien bereits 185 Menschen im zentralen Mittelmeer ertrunken, fügte Bedford-Strohm hinzu, der auch bayerischer Landesbischof ist: „Europa darf dabei nicht einfach zuschauen. Jeder Mensch ist geschaffen zum Bilde Gottes. Jedes einzelne Menschenleben ist kostbar.“ Deswegen sei es so wichtig, dass wenigstens die zivilen Seenotretter vor Ort sind und Leben retten können.

Bedford-Strohm forderte erneut einen europäischen Verteilmechanismus. Dieser solle ermöglichen, dass die geretteten Menschen in aufnahmebereite Länder gelangen und dort ein Asylverfahren durchlaufen könnten.

Mehr als 350 Flüchtlinge gerettet

Das Verwaltungsgericht Palermo hatte im Dezember angeordnet, die Sache an den Europäischen Gerichtshof zu verweisen. Damit bat das italienische Gericht den EuGH um Klärung. Die Sea-Watch 4, die im vergangenen Jahr von dem kirchlich initiierten Bündnis United4Rescue aus Spenden erworben und als Rettungsschiff ausgestattet worden war, war nach ihrer ersten Rettungsmission, bei der mehr als 350 Flüchtlinge aus Seenot gerettet wurden, seit September im Hafen von Palermo festgesetzt worden.


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Zur Begründung gaben die italienischen Behörden angebliche Sicherheitsmängel an. Sie kritisierten, das Schiff habe zu viele Rettungswesten an Bord und sei im Flaggenstaat nicht als Rettungsschiff angemeldet. Dagegen hatte Sea-Watch vor dem Verwaltungsgericht in Palermo Widerspruch eingelegt. (epd)