Jenseits der Touristen-Pfade

Mitten hinein in eine illegale Siedlung (Basti) am Rande einer größeren indischen Stadt führt Deepa Anappara die Leser ihres Debütromans. Protagonist ist der neunjährige Junge Jai, der am liebsten Polizei-Dokus im Fernsehen sieht. Als ein Junge aus seiner Klasse verschwindet, sieht Jai seine Chance gekommen: Gemeinsam mit seinen Freunden stellt er Nachforschungen im ganzen Viertel und dem verwinkelten Bhoot-Basar an.

Durch Jais Augen lässt Deepa Anappara uns ein Indien jenseits aller touristischen Pfade entdecken und am Leben im Basti teilhaben, ein Leben in ständiger Furcht vor der Polizei, die das Viertel jederzeit räumen kann und als korrupt und willkürlich erlebt wird. Als weitere Kinder verschwinden, wagen Jai und seine Freunde sich sogar hinaus aus dem Basti, um ihre Nachforschungen voranzutreiben, womit sie sich selbst in Gefahr bringen.

Anapparas Buch ist weniger ein Krimi als eine Studie des Lebens im indischen Armenviertel, ein Leben, das durch die Augen ihres kindlichen Protagonisten aber magisch wirkt, voller Abenteuer und Entdeckungen. Ein Kunstgriff verstärkt noch das Gefühl, in eine fremde Welt einzutauchen: Der Text ist durchsetzt mit indischen Wörtern, die im Anhang nachgeschlagen werden können. Was anfangs mühsam und lästig erscheint, führt nach und nach dazu, das Basti für westliche Leser gleichzeitig lebendig zu machen und auf Distanz zu halten – es ist eben nicht unsere Welt.

Deepa Anappara: Die Detektive vom Bhoot-Basar.
Rowohlt 2020, 400 Seiten, 12 Euro.

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