Israel geht massiv im Westjordanland vor – Internationale Proteste

Israel setzt seine Militäroperation in Teilen des besetzten Westjordanlands fort. Palästinenser sprechen von Zerstörungen von nie dagewesenemn Ausmaß. Viele befürchten eine Eskalation in dem Gebiet.

Die Lage im Norden der von Israel besetzten palästinensischen Gebiete im Westjordanland spitzt sich weiter zu. Bei den seit Dienstag anhaltenden israelischen Militäroperationen auf Dschenin, Tulkarem, Tubas und Flüchtlingslager sind nach palästinensischen Angaben bislang 20 Palästinenser getötet worden, wie die palästinensische Nachrichtenagentur “Wafa” am Freitag berichtete. Die israelische Armee gab am Donnerstagnachmittag die Tötung von zwölf Terroristen am ersten Tag der Militäroperation an.

Palästinensische Menschenrechtsorganisationen sprachen bei einem Pressebriefing am Freitag vom größten Angriff auf das Gebiet seit dem 7. Oktober 2023, die darauf angelegt seien, die Flüchtlingslager zu zerstören. Ein Feldforscher der palästinensischen Menschenrechtsorganisation Al-Hak für Dschenin und Tulkarem erklärte, die gegenwärtigen Einmärsche der Armee der Besatzungsmacht seien “beispiellos im Bezug auf das Ausmaß der Zerstörung”. Diese beschränke sich nicht mehr auf Flüchtlingslager, sondern habe auf ganze Stadtviertel wie etwa den Osten Dschenins übergegriffen. Teile Dschenins und Tulkarems seien durch die Zerstörung der Infrastruktur unbewohnbar geworden.

Neu im Vergleich zu früheren israelischen Einmärschen sind nach Angaben des Al-Hak-Vertreters auch die hohe Zahl der israelischen Soldaten sowie der Einsatz von Drohnen, durch den auch zahlreiche Zivilisten getötet würden. Die Kampfhandlungen und israelischen Luftangriffe führten de facto zu einer Vertreibung der Zivilbevölkerung. Von Gewalt israelischer Soldaten betroffen seien auch Rettungsdienste und Pressevertreter, so die palästinensische Journalistin Fayhaa Khanfar (Tulkarem) bei dem Briefing.

Wafa berichtete am Freitag von massiver israelischer Militärpräsenz in Dschenin einschließlich zahlreicher Verhaftungen und einer Kontrolle der Zufahrtsstraßen. In weiten Teilen der Stadt und des Flüchtlingslagers sei die Wasserversorgung zusammengebrochen, mehrere Viertel seien zudem von Stromausfällen betroffen. Der Rettungsdienst “Palästinensischer Roter Halbmond” berichtete von Behinderungen durch die Armee.

Die israelische Armee bestätigte weitere Einsätze in Dschenin und Tulkarem als Teil einer “Anti-Terror-Operation”. Dabei sei eine Terrorzelle unter Leitung des Hamas-Führers von Dschenin, Wassem Hazem, identifiziert worden, der zusammen mit weiteren Terroristen getötet worden sei. “Im Fahrzeug der Terroristen und in ihrem Besitz wurden M16-Gewehre, eine Handfeuerwaffe, Patronen, Sprengstoff, Gasgranaten und Terroristengelder im Wert von Tausenden von Schekeln gefunden”, so die Armee am Freitag.

Großbritannien äußerte sich besorgt über die israelischen Militäroperationen. Israel müsse sich gegen Sicherheitsbedrohungen verteidigen, man sei aber “zutiefst besorgt über die Methoden”, heißt es in einer Stellungnahme aus dem britischen Entwicklungsbüro. Das Völkerrecht müsse eingehalten werden.

Jordanien äußerte laut Bericht der katarischen Nachrichtenagentur “Al-Arabi al-Dschedid” Befürchtungen um eine Zunahme palästinensischer Flüchtlinge ins haschemitische Königreich. Dies könne die angespannte Sicherheitslage in der Region zusätzlich gefährden, so jordanische Vertreter.