Iraner Sepehr Mokhtari Presbyter im Sauerland

Weil er Christ war, musste der gebürtige Iraner Sepehr Mokhtari mit seiner Frau fliehen. Eine neue Heimat fand er im Sauerland, wo er eine Ausbildung zum Elektriker abgeschlossen hat – und Presbyter ist.

Presbyter Sepehr Mokhtari aus Hennen (Sauerland).
Presbyter Sepehr Mokhtari aus Hennen (Sauerland).Jakob Salzmann

„Das Licht, das ich selbst gefunden habe, möchte ich weitergeben.“ Seit Mai Presbyter der Evangelischen Kirchengemeinde Hennen im Bezirk Kalthof, hat der gebürtige Iraner Sepehr Mokhtari (35), der seit Oktober 2016 in Iserlohn lebt, im christlichen Glauben Halt und Zuversicht gefunden. „Der Islam mit seinen vielen Strafen war immer eine Angstreligion für mich“, sagt er. „Ich hatte immer Angst vor Gott.“ Gott bedeute für ihn, „wenn man ohne Angst mit ihm reden kann.“ Seit er zum christlichen Glauben gefunden habe, sei „Gott nicht mehr weit weg von mir, er ist immer dabei.“ Das Licht, das er gefunden hat, möchte er weitergeben. „Es gibt so viele Menschen, die den Weg verloren haben. Die brauchen dieses Licht.“

Er selbst war schon im Iran, dem einstigen Persien, auf der Suche nach Halt im Leben. Durch die Begegnung mit einem Iraner, der Christ war, machte er mit dem christlichen Glauben Bekanntschaft und fand Antworten auf seine Fragen. Gemeinsam mit seiner Ehefrau besuchte er eine kleine Hauskirche, deren Mitglieder eines Tages verhaftet wurden und verschwanden. Das Ehepaar Mokhtari entging – da an dem Tag nicht in der Gemeinschaft – nur durch Zufall dem Polizeizugriff.

Flucht um Glauben in Freiheit praktizieren zu können

Bis heute weiß Sepehr Mokhtari nicht, was aus seinen Freunden geworden ist. „Wir wissen nicht, ob sie noch leben“, erzählt er. Auf Konvertiten wartet im Iran häufig der Tod. Ein Austritt aus der Glaubensgemeinschaft ist im Islam nicht vorgesehen. Wer Moslem ist, bleibt es bis an sein Lebensende. Mit Hilfe seines besten Freundes gelang es Sepehr Mokhtari und seiner Frau nach der gewaltsamen Auflösung der Hauskirche, den Iran zu verlassen und nach Europa zu fliehen, um ihren Glauben in Freiheit praktizieren und ohne Angst leben zu können. Um den Schleuser zu bezahlen, mussten beide ihr gesamtes Hab und Gut verkaufen. „Wir haben unsere Familie, unsere Freunde und unser Land hinter uns gelassen.“

Über die französische Botschaft in Teheran gelangten beide nach Paris und von dort nach Deutschland, wo sie als Glaubensflüchtlinge einen Asylantrag stellten. Über Köln und Bielefeld gelangte das Paar nach Iserlohn. Den Kontakt zur Gemeinde in Kalthof stellte ein christlicher Iraner her. „Ich habe sofort nach einer Kirche gesucht“, sagt der Vater eines vierjährigen Sohnes. Die deutsche Sprache beherrscht er fließend. Beruflich ist der 35-Jährige inzwischen in die Fußstapfen seines Vaters, der Elektromeister ist, getreten und hat in Iserlohn eine Ausbildung zum Elektriker durchlaufen.

Sorge um die derzeitige Lage im Iran

Mittlerweile hat er die Lehre abgeschlossen, seinen Gesellenbrief in der Tasche und arbeitet bei einer Firma, die sich mit Zukunftstechnologien – Solaranlagen, Smartphones und E-Mobilität – beschäftigt. Im Iran, wo er nach einem Landwirtschaftsstudium als Gartenplaner gearbeitet und eine Champignonzucht aufgebaut hatte, hatte er sein Geld zuletzt als Buchhalter verdient. Was ihm besonders auf der Seele liegt, ist die derzeitige Lage im Iran. „Frauen haben keine Freiheit“, beklagt er. Das große Problem des Iran sei, dass es keine Freiheit gebe. „Menschen können nicht für die Zukunft planen. „Im Iran kann man nicht eine Woche planen.“ Auf die vielen Toten der Proteste, die sich nach dem Tod der 22-jährigen Zhina „Mahsa“ Amini gegen das Mullah-Regime richten und brutal niedergeschlagen werden, kommt er zu sprechen. „Die Leute, die auf der Straße sind, kenne ich nicht, aber sie sind wie meine Geschwister“, sagt er. „Ich habe hier meine Freiheit – und die Leute dort wollen auch ihre Freiheit haben. Die Menschen wollen so nicht mehr leben.“

Um seine Solidarität mit den Menschen im Iran zu zeigen, hat er sich an großen Demonstrationen in Köln und Düsseldorf beteiligt. Schreckliche Bilder, die die ganze Brutalität des Regimes vor Augen führen, erreichen ihn aus dem Iran. Sein größter Wunsch ist es, dass es kein Leid, keinen Krieg mehr gibt