Ein Bekenntnis zur Leistung fordert Thomas Bach. Der scheidende Chef des Internationalen Olympischen Komitees kritisiert die Reform der Bundesjugendspiele. Kinder träten immer seltener zu Wettbewerben gegeneinander an.
Der Chef des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) fordert mehr Leistungsbereitschaft in Deutschland. Im Interview der “Bild” (Samstag) kritisiert Thomas Bach, dass Kinder in der Bundesrepublik immer seltener in sportlichen Wettkämpfen gegeneinander anträten.
Bach (71), der im Juni nach fast zwölf Jahren als IOC-Präsident aufhört, stört sich insbesondere an der Neugestaltung der Bundesjugendspiele in der Grundschule. Bei ihnen soll künftig stärker die Freude am Sport statt des reinen Konkurrenzgedankens im Mittelpunkt stehen. “Dass der Wettkampf in Grundschulen jetzt abgeschafft wurde, ist Elend pur. Es widerspricht allem, wofür der Sport und eine Gesellschaft stehen”, sagte der 71-Jährige.
Bach forderte “ein gesellschaftspolitisches Bekenntnis zur Leistung, das uns ein wenig abhandengekommen ist”. “Wenn man Anstrengung und Leistung schon im Sport abwürgt, dann muss man sich über den Zustand dieses Landes nicht wundern”, sagte der Würzburger, der 1976 Mannschafts-Olympiasieger im Florettfechten wurde.
Mit Blick auf die zuletzt geringe Medaillen-Ausbeute deutscher Sportler bei den Olympischen Spielen und Widerstand gegen die Ausrichtung von Spielen bei der deutschen Bevölkerung sagte Bach: “Wir müssen uns in Deutschland endlich mal wieder für etwas Positives begeistern. Das dann auch wirklich wollen und anstreben. Und nicht immer nur zweifeln, was alles schiefgehen könnte.”
Die Bundesjugendspiele wurden 2023 reformiert. Bis dahin war es Grundschulen freigestellt, Bundesjugendspiele in der 3. und 4. Klasse als Wettkampf auszutragen. Nun ist der weniger kompetitive Wettbewerb verpflichtend. Dadurch soll bei Kindern die Freude am Sport im Mittelpunkt stehen. Das bedeute jedoch nicht, dass es sich um ein “rein spielerisches Angebot handelt”, wie es vom zuständigen Ausschuss für die Bundesjugendspiele heißt. Weiter werden Ehren-, Sieger- und Teilnehmerurkunden vergeben. Es bleibt auch weiterhin möglich, Leistungen miteinander zu vergleichen.