Der Integrationsbeauftragte der bayerischen Staatsregierung, Karl Straub (CSU), ist nicht glücklich über die momentanen Debatten über Migration in der Gesellschaft. Er kritisierte bei einem Podiumsgespräch zum zehnjährigen Bestehen des Projekts TAFF (Therapeutische Angebote für Flüchtlinge) am Donnerstag in Nürnberg, dass Migranten „nur noch in gut und böse eingeteilt werden und nicht auf den Einzelnen geschaut wird“. Zuwanderung müsse so dargestellt werden, wie sie geschehe, nämlich „überwiegend positiv“.
Straub lobte das Projekt TAFF der Diakonie Bayern, das mit seinem niederschwelligen Engagement für die Betreuung psychisch kranker Flüchtlinge „großartig“ sei. Die Erfolge der Angebote an 15 bayerischen Standorten seien sicher „nur schwer messbar“, aber sie seien „wichtig für die gesamte Gesellschaft“. Er werde für eine weitere Finanzierung des Projekts kämpfen, versicherte Straub, der den verhinderten Innenminister Joachim Herrmann (CSU) vertrat.
„Wenn wir Menschen ernsthaft begleiten wollen, brauchen wir keine Projektbefristung, sondern Verlässlichkeit“, stellte Sabine Weingärtner, Präsidentin des Diakonischen Werks Bayern, fest. Die TAFF-Standorte seien für viele geflüchtete Menschen „der Ort, an dem Heilung beginnt“, sagte sie. Seelische Gesundheit sei kein Luxus, sondern eine zentrale Voraussetzung für Integration: „Wer Krieg, Gewalt oder Flucht erlebt hat, kann nur dann neu anfangen, wenn er innerlich zur Ruhe kommt.“
Das Projekt, das als Reaktion auf die hohen Flüchtlingszahlen 2015 entstanden ist, gebe es bisher bundesweit nur im Freistaat, sagte Astrid Utler, fachliche Leiterin von TAFF. Ihr Ziel sei es, das Angebot noch breiter umzusetzen.
Das psychosoziale Versorgungsprojekt für Geflüchtete arbeitet an den bayernweiten Standorten niederschwellig mit Therapeutinnen und Therapeuten, Psychologinnen und Psychologen sowie Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen mit Menschen, die unter Traumata, Verlusten und existenzieller Unsicherheit leiden. Bis Ende 2026 unterstützt Bayern das Projekt mit 750.000 Euro. Seit 2024 ist TAFF ein Bestandteil des Netzwerkprojekts „Refugees Mental Care“ (RMC). (3078/02.10.2025)