Insel Hiddensee spendet für Flüchtlinge

Die Bewohner der Insel Hiddensee wollen Flüchtlingen helfen. Ein Aufruf der Kirchengemeinde hat eine Flut von Spenden ausgelöst – und auch Kritik.

Flüchtlingen sind in Niedersachsen willkommen
Flüchtlingen sind in Niedersachsen willkommenTim Reckmann / pixelio

Kloster / Hiddensee. „Liebe Gemeindeglieder, liebe Hiddenseer, 1000 Insulaner sind wir! Ob es uns gelingt, in den Wochen vom Erntedankfest bis zum 1. Advent gemeinsam 10 000 Euro für Flüchtlinge zu spenden?“ Diese Frage warf die Kirchengemeinde Hiddensee kurz nach dem Erntedankfest auf, in einem Schreiben, das an alle Inselhaushalte ging. Inzwischen steht die Antwort fest: Die 10 000 Euro sind zusammen, als Spende fließen sie jetzt in den Flüchtlingsfonds des Pommerschen Kirchenkreises und sollen so andere Kirchengemeinden in ihrer Arbeit mit Flüchtlingen unterstützen.
„Wir freuen uns, dass wir damit ein Zeichen der Verbundenheit setzen können“, sagt Pastor Konrad Glöckner. Die Insel sei mit ihrer schwachen Infrastruktur, ohne Deutschkurse und Dolmetscher, leider nicht geeignet für Flüchtlinge, auch die Kirchengemeinde habe darum kein Quartier angeboten. „Aber wir sind keine Insel in dem Sinne, dass wir uns abschotten wollten.“ Die Bilder der vielen Flüchtenden, die in Deutschland ankommen, erreichten seit Wochen auch die Hiddenseer. „Uns ist wichtig, dass den Flüchtlingen geholfen wird“, sagt Glöckner.

Kritiker: Gemeinde will sich „freikaufen“

Darum hätten sich viele Bewohner über den Spendenaufruf regelrecht gefreut. 69 Einzahlungen gingen dann auch ein, von Einzelpersonen, Familien und Institutionen. Am Ende stockte die Kirchengemeinde auf, was bis zu den 10 000 Euro noch fehlte.
Einzelnen ging die Spendenaktion allerdings nicht weit genug, erzählt Glöckner. Die Gemeinde versuche sich freizukaufen, statt mit einem Quartier echte Hilfe anzubieten, lautete ihr Vorwurf. „Diese Stimmen haben uns bewegt.“ Nun hielten sie das Bewusstsein wach, dass Hiddensee durch die Not der Flüchtlinge weiter zum Handeln herausgefordert sei.

Material für Deutschkurse

Christine Deutscher, die Flüchtlingsbeauftragte des Pommerschen Kirchenkreises, ist derweil begeistert von der Spendenbereitschaft. Zum Jahresanfang hatte der Kirchenkreis den Fonds für die kirchliche Flüchtlingshilfe eingerichtet, ursprünglich vor allem als Unterstützung bei Kirchenasyl. Aber nur mit 5000 Euro bestückte er den Topf. Inzwischen seien – Hiddensee eingerechnet – fast 20 000 Euro als Spende hineingeflossen, erzählt Christine Deutscher.
„Ich hätte das nie gedacht, ich bin wirklich gerührt!“ Dank dieser Hilfe könnten viele pommersche Gemeinden nun Zuschüsse für ihre Arbeit mit Flüchtlingen beantragen – zum Beispiel, um Material für den Deutschunterricht zu kaufen oder Familien die Teilnahme an Rüstzeiten zu bezahlen.
Auch im Mecklenburgischen Kirchenkreis gibt es einen solchen Fonds. Der allerdings war von vornherein mit 30 000 Euro bestückt. Im kommenden Jahr will der Kirchenkreis sogar 150 000 Euro bereitstellen.