In Seelen-Not

Über die Ängste großer Glaubenshelden schreibt Tilman Baier. Er ist Pastor und Chefredakteur der Evangelischen Zeitung und der Mecklenburgischen&Pommerschen Kirchenzeitung.

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Der Predigttext des folgenden Sonntags lautet: „Herr, bist du es, so befiehl mir, zu dir zu kommen auf dem Wasser.“ aus Matthäus 14. 22-33

Doch, es gibt sie: Menschen, die unerschütterlich wie ein Fels in der Brandung allen Widrigkeiten des Lebens trotzen mit festem Gottvertrauen. Ich, anfällig für Fragen und Zweifel, gebe zu: Ich bewundere sie. Jedenfalls die, die fröhlich ihren Weg „mit Jesus ziehen“, wie es in einem alten Gesangbuchlied heißt. Denn sie machen unaufdringlich Mut, es auch zu versuchen. Andere dagegen, die ihren Glauben vor sich hertragen wie einen Ausweis, der ihnen schon jetzt einen Sonderplatz im Himmel sichert, machen mich misstrauisch: Warum tun sie das? Welche Schwächen, Ängste, Zweifel, Abgründe müssen sie vor anderen und vor sich selbst verbergen?

Wie gut, dass die Bibel sogar von großen Glaubenshelden sehr menschlich erzählt. Auch sie haben ihre Schwächen, Ängste, Zweifel und Abgründe. Selbst der kernige Fischer Simon, dem Jesus den Ehrennamen Petrus, auf Deutsch: Fels, verleiht, ist davon nicht frei. Der Evangelist Matthäus erzählt, dass Jesus seinen Jüngern befiehlt, schon ohne ihn mit dem Boot an das andere Ufer des Sees Genezareth zu fahren. Doch draußen auf dem Wasser bricht ein Sturm los. Den Jüngern, die einst diesem Jesus so vertrauten, dass sie mit ihm aufgebrochen waren ins Ungewisse, beginnt ihr Vertrauen zu wanken.

Petrus lässt es drauf ankommen

Und so erkennen sie ihn nicht, als Jesus ihnen in ihrer Angst entgegenkommt. Nur Petrus lässt es darauf ankommen: Wenn es wirklich Jesus ist, dann will er auf dessen Wort hin noch einmal Vertrauen wagen. Er steigt aus dem Boot, wagt Schritte über die tobenden Wellen hin zu der Gestalt. Dann schlägt über ihm die Angst zusammen, die ihn hinunterzieht. Doch er schafft es noch, „Herr, rette mich“ zu rufen. Da, so erzählt Matthäus, streckt ihm Jesus seine Hand entgegen.

Es ist keine Schande, in den Stürmen des Lebens an diesem Jesus zu zweifeln. Auch nicht, wenn bei Schritten ins Ungewisse die Angst über uns zusammenschlägt. Wichtig ist, so schreibt Matthäus, nur der Ruf „Herr, rette mich“. Und der Sturm, so schreibt er weiter, legte sich.

Unser Autor
Tilman Baier ist Pastor und Chefredakteur der Evangelischen Zeitung und der Mecklenburgischen&Pommerschen Kirchenzeitung.

Zum Predigttext des folgenden Sonntags schreiben an dieser Stelle wechselnde Autoren. Einen neuen Text veröffentlichen wir jeden Dienstag.