In Haddeby atmen Besucher Geschichte

Haithabu war für die Wikinger das Tor zu Europa. Ansgar, der „Apostel des Nordens“, machte den Ort zum Brückenkopf für die christliche Mission in Skandinavien. Ein Erbe, dessen sich die Kirchengemeinde Haddeby bewusst ist.

Im Geist der Vergangenheit: Pastor Kai Hansen, Gisela Glodeck-Diecks und Erika Lange (l.) vom Team "Offene Kirche" erzählen Besuchern davon, dass die St.-Andreas-Kirche in Haddeby Geschichte atmet.
Im Geist der Vergangenheit: Pastor Kai Hansen, Gisela Glodeck-Diecks und Erika Lange (l.) vom Team "Offene Kirche" erzählen Besuchern davon, dass die St.-Andreas-Kirche in Haddeby Geschichte atmet.Olivia von Harlem

Von Olivia von Harlem

Busdorf. Mit der Ernennung zum Weltkulturerbe hat das Wikingermuseum Haithabu weiter an Attraktivität gewonnen – und auch die Tür der benachbarten St.-Andreas-Kirche Haddeby öffnet sich seitdem noch häufiger, so der Eindruck von Pastor Kai Hansen. Viele Besucher finden den Weg in die Feldsteinkirche, deren älteste Bauphase bis ins 12. Jahrhundert zurückreicht. "Diese Kirche atmet Geschichte und das zieht die Menschen an", sagt Hansen.
Ansgar, der "Apostel des Nordens", errichtete im Jahr 849 in der Umgebung der heutigen Kirche eine Holzkirche, sorgte für einen Pfarrer und betrieb von hier aus seine Mission in Skandinavien. Später wurde er Erzbischof von Hamburg und Bremen. Ansgars Name steht für die Überlieferung des Glaubens nach Nordelbien, für wagemutige Mission, Engagement für Gewaltlosigkeit und für die rechtliche Festigung der Kirche.

Tradition Ansgars bis heute in Haddeby spürbar

Auf einer Wiese am Ufer des Noors zwischen Kirche und Haithabu-Museum erinnert die "Ansgar Memoria" an das Leben und Wirken des Kirchenmannes. 144 Stahlstäbe wurden im Boden verankert, in deren Mitte sich ein schlichter Gedenkstein und eine Sitzbank befinden. Die Spitzen der Stäbe, die durchaus Kriegerisches symbolisieren, tragen ein Tuch in Form eines Kreuzes – so soll deutlich werden, dass das Christentum mit seiner Botschaft vom Frieden die Speere der Gewalt überwunden hat.
Der Glaubenswechsel wird auch in der Dauerausstellung des Wikinger-Museums thematisiert. Zu sehen ist hier auch die Ende der 1970er-Jahre gefundene Glocke von Haithabu – die älteste bekannte vollständig erhaltene Läuteglocke Nordeuropas.
Die Tradition Ansgars wirkt in der Kirchengemeinde Haddeby bis heute nach. So heißen die Pfadfinder hier Ansgars Erben. In jedem Sommer wird ein Tauffest gefeiert, bei dem die Gemeinde von der Kirche aus ans Haddebyer Noor zieht. Dort, wo vermutlich auch Ansgar getauft hat, werden weiterhin Menschen in die christliche Gemeinschaft aufgenommen – in diesem Jahr am 26. August.

Hoffnung auf mehr ausländische Besucher

Sie ist spannend, die Geschichte dieser Gemeinde mit ihren rund 5.200 Mitgliedern. Zu erzählen wissen die 15 Ehrenamtlichen des Teams "Offene Kirche", die dafür sorgen, dass das Gotteshaus von Himmelfahrt bis in den September hinein täglich von 14.30 bis 17 Uhr für Besucher geöffnet werden kann. Sie beantworten Fragen, und bei Bedarf werden Führungen angeboten. Gisela Glodeck-Diecks ist seit 17 Jahren mit von der Partie. "Viele Gespräche beginnen mit der Frage, wie alt denn die Kirche sei", erzählt sie. Dann dauere es meist nicht lang, bis man bei Haithabu, den Wikingern, Ansgar und der Mission angekommen sei.
Das Archäologische Landesamt hofft nach der Aufnahme in das Weltkulturerbe auch auf mehr internationale Besucher. Pastor Kai Hansen sieht ebenfalls Bedarf, die Öffnungszeiten für die St.-Andreas-Kirche zu verlängern. Dafür sind jedoch Interessierte nötig, die das ehrenamtlich begleiten. Auch Broschüren über die Kirche müssten mehrsprachig aufgelegt werden. Zudem kann Hansen sich eine engere Zusammenarbeit mit dem Wikinger Museum vorstellen. "Die Idee eine Führung anzubieten, die das Museum, das Ansgar Memoria und die St.-Andreas-Kirche umfasst, ist nicht neu". Die Ernennung zum Weltkulturerbe könnte nun Anlass sein, diese Idee auch in die Tat umzusetzen.