In einem ruhigen Moment

Über Besinnung auf das Wesentliche schreibt Pastor Gerhard Altenburg. Er ist Referent in der Bischofskanzlei Greifswald.

PublicDomainPictures / Pixabay

Der Predigttext des folgenden Sonntags lautet: „In diesen Tagen aber erhob sich ein Murren in der Gemeinde … Da sprachen die Zwölf: Es ist nicht recht, dass wir das Wort Gottes vernachlässigen und zu Tische dienen.“ aus Apostelgeschichte 6, 1-7

Es ist zu viel. Zu viel geworden. In deiner Arbeit. In deiner Familie. In deiner Gemeinde. So vieles gab es da in letzter Zeit zu bedenken und zu tun. Macht ja eigentlich auch Spaß: Man hilft gern, man arbeitet gern. Und ja: In vielen Töpfen mitzurühren ist interessant; man hat viele Informationen und, ganz ehrlich, man behält wenigstens die Kontrolle.

Du blickst zurück: Lange ging das gut. Dann ein komischer Gedanke: „Du bist wichtig – vielleicht unverzichtbar.“ Das klang schön – doch auch irgendwie beängstigend. Du hörtest öfter: „Achte mehr auf Dich.“ Du wusstest es besser: Diese Stimmen hatten keine Ahnung – weil doch sonst keiner da ist, der es macht, zumindest nicht so gut wie du.

Nur ist es zu viel geworden. Die Stimmen werden lauter. Es erhebt sich ein Murren: bei Wegbegleitern, in der Familie, in der Gemeinde; vor allem aber in dir selbst. Du bist verspannt. Lachst weniger. Wirst lauter. Wirst allen immer weniger gerecht. Eigentlich kennst du die Regel der Apostel: Viele Ämter – und ein Geist. Aber: Du fühlst dich für so vieles zuständig, dass du den Geist immer weniger spürst. Ämterhäufung – in dir. Wo ist das Feuer des Anfangs?

Du findest es wieder

Eines Tages findest Du es wieder. In einem ruhigen Moment, in einer schlaflosen Nacht, beim Spaziergang, im Gottesdienst, beim Singen, bei einem Abend mit Freunden. Das Feuer brennt noch. Ist nur verschüttet unter deinen Aufgaben; unter deinen Schwierigkeiten, loszulassen.

Du besinnst dich neu: Auf deinen Körper. Auf deinen Auftrag. Jede Woche eine kleine Übung: Du gibst etwas ab – eine Aufgabe; eine Sorge. Du traust anderen und Gott etwas zu. Wie einst die Apostel. Diese Übung wirkt Wunder – und hilft anderen, sich zu entfalten, aus Fehlern zu lernen, zu wachsen.

Und du spürst wieder: Eigentlich arbeitest du gern, bist gern für andere da. Und für dich bleibt immer noch genug zu tun. Gott sei Dank.

Unser Autor
Pastor Dr. Gerhard Altenburg ist Referent in der Bischofskanzlei Greifswald.

Zum Predigttext des folgenden Sonntags schreiben an dieser Stelle wechselnde Autoren. Einen neuen Text veröffentlichen wir jeden Mittwoch.