Improvisation ist gefragt

Sendungen mit christlichen Inhalten erreichen derzeit rund zehn Millionen Zuhörer täglich. Auch der Radiogottesdienst vom NDR wird zu dieser Quote beitragen.

Die Kirchen bleiben leer, aber die Menschen feiern trotzdem Gottesdienst. Zum Beispiel mit der Radiokirche auf NDR Info.
Die Kirchen bleiben leer, aber die Menschen feiern trotzdem Gottesdienst. Zum Beispiel mit der Radiokirche auf NDR Info.Ulf Preuß/Evangelisch-reformierte Kirche

„Wir werden senden“, sagt Radiopastor Oliver Vorwald. In Zeiten von Corona, in denen fast täglich neue Vorsichtsregeln gelten und annähernd alle kirchlichen Veranstaltungen abgesagt sind, ist dieser Satz schon eine Nachricht. „Die Radiogottesdienste sind ein wichtiges gesellschaftliches Angebot“, betont Vorwald, der für die Kirche im NDR die Übertragung aus Neuenwalde im Landkreis Cuxhaven betreut und begleitet. Er sei dankbar, dass der NDR dafür „alle Hebel in Bewegung“ setze.

„So wie wir jetzt arbeiten, haben wir noch nie gearbeitet“

Wegen Corona ist eine Menge Improvisation für die Übertragung aus der Neuenwalder Klosterkirche gefragt: „Wir arbeiten den Gottesdienst gerade völlig neu aus“, sagt Vorwald. „Es ist eine besondere Zeit, und das muss sich in den Liedern und Gebeten widerspiegeln.“
Auswirkung hat Corona auf die Zahl der Anwesenden. Nur sechs Personen werden den Gottesdienst gestalten. Pastor Joachim Köhler, der kommenden Sonntag seinen letzten Arbeitstag hat, wird über die Sehnsucht nach Glück predigen. Dabei will er über die Filmfigur Holly Golightly­ aus dem Kinoerfolg „Breakfast at Tiffany’s“ sprechen, kündigte Vorwald an. Auch das Lied „Moon River“ wird zu hören sein, interpretiert von Timo Corleis an der Orgel und Fritz Baltruweit an der Gitarre. Der Pastor aus Hildesheim wird außerdem eigene Lieder singen. Weitere Mitwirkende sind Pastorin Anja Niehoff und Sabine Kis.

Ursprünglich war laut Vorwald ein Chor mit 25 Sängern eingeplant. „All das geht jetzt nicht“, sagt Vorwald. Wie sich die leere Kirche auf die Atmosphäre im Gottesdienst auswirke, sei schwer einzuschätzen. „Es gibt außer uns niemanden, der mitsingt.“ Musik aus früheren Sendungen soll trotzdem nicht eingespielt werden. „Das würde nicht passen. Der Radiogottesdienst lebt von der Live-Situation.“ Auch das Aufnahme-Team vom NDR ist zahlenmäßig reduziert. „Es wird aus drei statt sonst vier Leuten bestehen.“ Abstriche an der Qualität werde es nicht geben, verspricht der Pastor.

Mehr als zehn Millionen Hörer

Improvisation ist jetzt auch bei den Morgenandachten auf NDR gefragt, die lange vor dem eigentlichen Sendetermin aufgezeichnet werden. „Ich prüfe jetzt alle Sendungen, ob sie inhaltlich noch passen“, so Vorwald, der inzwischen zu Hause arbeitet. Aus der Not hat er eine Tugend gemacht, denn er beschreibt in seinen Andachten, was das „Homeoffice“ mit ihm macht. „Das kommt gut an, weil es viele betrifft.“ Rundfunksendungen mit christlichem Inhalt würden derzeit besonders gut bei den Hörern ankommen. Bundesweit erreichen sie mehr als zehn Millionen Menschen, sagt Markus Bräuer, der Medienbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland. Viele Rundfunkanstalten würden ihr kirchliches Programm daher ausweiten.

Für Oliver Vorwald sind gute Beispiele des Miteinanders, gegenseitige Hilfe und Zuversicht jetzt die wichtigsten Themen. „Wir können trotz Corona füreinander da sein und einander nahe sein.“

NDR Info sendet den Gottesdienst am Sonntag, 29. März, um 10 Uhr.