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“Ich musste mir den Segen der Familie Fugger holen”

Der Augsburger Unternehmer Jakob Fugger (1459-1525), dessen Todestag sich in diesem Jahr zum 500. Mal jährt, hat neben Handel und Politik auch die katholische Kirche aufgemischt. In St. Moritz, wo er Gemeindemitglied war, hat er die sogenannte Prädikaturstiftung finanziert und damit das Recht erworben, dass die Familie Fugger für alle Zeit über die Predigerstelle mitentscheiden darf. Auch der jetzige Pfarrer Helmut Haug musste sich vor Amtsantritt den Segen der Fugger einholen. Im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) erzählt Haug, wie die Zusammenarbeit mit der traditionsreichen Familie verläuft und welche Aufgaben er in der Fuggerkapelle hat.

epd: Sie sind Pfarrer in St. Moritz und wurden durch die Familie Fugger bestellt. Wie kam es zu dieser Konstellation?

Haug: Das geht auf Jakob Fugger (1459-1525) zurück. Ihm war eine geistlich ansprechende Predigt wichtig, was zur damaligen Zeit nicht unbedingt gegeben war, weil es viele ungebildete und an Glaubensfragen desinteressierte Kirchenleute gab. Das war Jakob Fugger ein Dorn im Auge, das hatte er wohl mit den Reformatoren zur damaligen Zeit gemein. Auch wenn er nie daran gedacht hätte, die Konfession zu wechseln, er war ja ein ausgesprochener Gegner der Reformation. Ein Konfessionswechsel hätte für ihn auch einen immensen Machtverlust bedeutet. Immerhin war er einer der reichsten Unternehmer seiner Zeit, mit Einfluss auf Kaiser und Papst, die nun mal katholisch waren.

epd: Jakob Fugger hat sich dann das Recht erkauft, dass er und seine Familie auf alle Ewigkeiten bei der Predigerstelle in St. Moritz mitentscheiden dürfen. Also auch bei Ihnen?

Haug: Ja, das hat Jakob Fugger so beim Papst durchgesetzt. Ich bin 2002 nach St. Moritz gekommen. Die Diözese Augsburg hat mich damals angefragt, die Cityseelsorge, die an St. Moritz angedockt war, zu übernehmen. Ich habe zugestimmt, musste mich dazu aber auch der Familie Fugger vorstellen und mir offiziell ihren Segen abholen. Die Zusammenarbeit mit der Familie Fugger ist sehr, sehr angenehm. Jakob Fugger war es ja wichtig, dass die Menschen von der Kirche eine gehaltvolle Predigt bekamen. Das ist auch mein eigener Anspruch. Ich finde, die Menschen haben ein Recht darauf, dass sie von einem Pfarrer was Gutes hören, das sie durch die Woche trägt.

epd: Sie sind neben St. Moritz auch noch für die Fuggerkapelle in der evangelischen Kirche St. Anna zuständig, wo Jakob Fugger bestattet ist…

Haug: Einmal im Jahr halte ich dort den traditionellen Gedenkgottesdienst in der Fuggerkapelle, der diesmal wegen des 500. Todestages Jakob Fuggers größer ausfallen wird. Ich schätze die Zusammenarbeit mit den evangelischen Kolleginnen und Kollegen in St. Anna sehr. Das ist ein wunderschönes ökumenisches Miteinander. Trotz aller Glaubenskriege über die Jahrhunderte hat man immer versucht, ein friedliches Nebeneinander zu gestalten. Es gab heftige Zeiten zwischen den Konfessionen in der Geschichte und viele Wunden, die geheilt werden mussten. Wir können daher nur dankbar darüber sein, wo wir jetzt in der Ökumene stehen. (3242/20.10.205)