Das Land Baden-Württemberg hat im Sommer 2025 Hunderte frisch ausgebildete Gymnasiallehrer nicht in den Schuldienst übernommen. Von 1.024 Referendaren, die sich beworben hatten, erhielten bis Ende August nur 418 eine Stelle, wie das Kultusministerium in einer am Donnerstag veröffentlichten Antwort auf eine Anfrage der FDP-Landtagsfraktion mitteilte.
Nur 236 der eingestellten Lehrer dürfen demnach tatsächlich an einem Gymnasium unterrichten. Die übrigen 182 werden an andere Schularten wie berufliche Schulen, Gemeinschaftsschulen, Grundschulen oder Realschulen abgeordnet. Das Ministerium plant, in den Jahren 2026 bis 2031 rund 5.600 weitere Lehrer für die Gymnasien einzustellen.
Gleichzeitig erteilte das Ministerium dem Volksantrag der Initiative „G9 Jetzt! BW“ eine Absage. Die Initiative fordert, auch den derzeitigen Mittelstufenschülern den Wechsel auf das neunjährige Gymnasium zu ermöglichen. Das Ministerium argumentiert dagegen, eine solche Umstellung würde die Schulen organisatorisch überfordern und zu einem unkontrollierbaren Mehrbedarf an Lehrern führen.
Laut Ministerium entstünde durch die Umstellung in der Spitze ein zusätzlicher Bedarf von 1.200 Stellen im Schuljahr 2030/2031. Eine solche Schwankung sei personalwirtschaftlich kaum darstellbar. Zudem müssten Lehrpläne und Schulbücher für wenige Jahre aufwändig angepasst werden. Eine Befragung von Eltern und Schülern zu diesem Thema hat das Ministerium nach eigenen Angaben deshalb nicht durchgeführt, weil es den Vorschlag für nicht umsetzbar hält.
Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) wies zudem den Vorwurf zurück, sie habe den Schulen verboten, Informationsmaterial der Initiative zu verteilen. Es habe keine entsprechende Anweisung gegeben. Schulen seien allerdings zur Neutralität verpflichtet. Das Sammeln von Unterschriften für landespolitische Anliegen sei nicht Aufgabe von schulischen Gremien. (2426/25.09.2025)